Windows-Programme auf Linux betreiben

Der Umstieg für hartgesottene Windows-User ist nicht gerade einfach. Hat man jahrelang Windows-Programme benutzt und sich in diese eingearbeitet, so möchte man auch weiterhin auf diese setzen oder diese zumindest eine gewisse zeitlang weiter beutzen, bis man sich an eine Alternativ-Software gewöhnt hat. Es kann aber auch sein, dass man eine spezielle Software benutzt, die es unter Linux noch nicht gibt. Was tun, wenn einer der beiden Gründe zutrifft? Die Linux-CD in die Schublade verschwinden lassen?

Windows meets Linux

Natürlich nicht, denn auch hier gibt es eine Lösung. Mit dem Tool Wine ( W ine I s N ot an E mulator) ist es möglich, Windows-Programme auf einer Linux-Plattform zu installieren. Wine arbeitet dabei so, dass eine imaginäre Windows-Umgebung geschaffen wird und die windows-spezifischen Befehle abgefangen und anschließend in Linux-Befehle umgewandelt werden. Das Prinzip an sich funktionert zwar und man kann fast jedes Programm emulieren, aber leider ist das Emulieren nicht immer ganz reibungslos. Die Problematik liegt einfach darin, dass Microsoft den Quellcode der Windows-Betriebssysteme geheim hält. Zwar hat man den Großteil des Quellcodes entschlüsseln können, trotzdem gibt es Befehle, die noch unbekannt sind. Nutzt ein Windows-Programm diese "exotischen" Befehle, so kann man das jeweilige Programm gar nicht oder nur instabil betreiben.

So lassen sich beispielsweise die Microsoft Office-Pakete nicht mit dem herkömmlichen Wine emulieren. Hierfür benötigt man CrossOverOffice, eine spezielle, aber kostenpflichtige Wine-Version. In der Regel aber lässt sich so gut wie jedes Programm mit Wine emulieren und die oben genannten Nachteile sollten einem nicht davon abhalten, Wine auszuprobieren.

Geschichte

Dazu ein Auszug aus der Wikipedia-Enzyklpopädie: Die Entwicklung von Wine begann 1993, um Windows 3.1-Programme auf Linux zu unterstützen. Bob Amstadt, der ursprüngliche Koordinator des Wine-Projektes, gab es aber recht früh an Alexandre Julliard weiter, der es immer noch leitet.

Mitte 2002 hatte der Quellcode (in C geschrieben) mehr als 1 Million Zeilen. An dem Projekt sind über 300 Hobby- und Profiprogrammierer, die in der ganzen Welt verstreut sind, beteiligt. Etwa 70% der Systemaufrufe werden bis jetzt unterstützt. Die restlichen noch nicht implementierten Aufrufe sind fast immer Sonderfunktionen, die nur von sehr wenigen Programmen benötigt werden. Wine ist nach über einem Jahrzehnt immer noch im Entwicklungstatus (ein Beweis für die Schwierigkeit des Vorhabens, ein stark undokumentiertes Windows nachzubauen), aber ungefähr jede 4. Woche steht eine neue Version zum Downloaden bereit.

Installieren von Wine

Genau genommen ist Wine kein klassischer Emulator, denn es stellt Programmen, die für DOS und MS-Windows geschrieben wurden, die Systemaufrufe unter Unix zur Verfügung. Wenn man einmal Wine installiert hat (hier die Anleitung dazu), so muss man noch ein paar Einstellungen vornehmen, denn man muss dem Programm noch sagen, welche Laufwerke benutzt, welche Ordner zur Verfügung gestellt und wo sich der so genannte "Fake Windows-Ordner" (hier legt wine die klassischen Windows-Ordner wie Programme, System32, etc an) befinden werden. Auch hierfür gibt es eine detaillierte Anleitung

Nach ein paar Eingriffen ist auch dieses Problem gelöst, denn die vorgegebene Konfiguration erfordert lediglich ein paar wenige Eingriffe. Und dann kann es auch schon losgehen. Man tippt einfach folgenden Befehl ein die Konsole den Befehl:

Installation von Programmen
wine [Pfad zur Installations-Datei]
Beispiel: wine /mnt/cdrom/setup.exe

Anschließend beginnt die Installation, wie man sie von Windows her gewohnt ist. Die normale Installationsroutine erscheint und man muss die entsprechenden Tätigkeiten (EULA akzeptieren, Key eingeben, usw.) machen.


Kurios: Installation von Adobe Photoshop 6.0 auf
einer Linux-Plattform!

Hat man diesen Schritt erfolgreich getätigt, so kann man das jeweilige Programm bereits starten. Das macht man wieder über die Konsole, indem man mit Wine die Programm-Exe aufruft. Dazu muss man den Fake-Ordner, den man nach der Installation von Wine angegeben hat, und den Installationsordner, den man bei der Installation des jeweiligen Programms angegeben hat, kennen.

Starten von Programmen
wine [Pfad zur Programm-EXE]
wine /windows_fake/Programme/Adobe/Photoshop.exe

Das Programm sollte nun einsatzbereit und nutzbar sein. In diesem Beispiel wurde Adobe Photoshop 6.0 benutzt, was bis auf ein, zwei Kleinigkeiten absolut reibungslos arbeitet. Ein Nachteil wurde gerade bei einem solchen leistungshungrigen Programm wie Photoshop deutlich: die Performance ist logischerweise schlechter als die unter Windows, denn die ganzen Befehle müssen umgerechnet werden und verschlingen so Ressourcen. Trotzdem konnte ich und arbeite immer noch flüssig mit Photoshop.


Läuft zwar etwas langsamer, aber stabil.
Adobe Photoshop 6.0

Fazit

Wine ist eine hervorragende Möglichkeit, Windows-Programme auf Linux-Plattformen zu installieren. Dies erleichtert es vor allem Umsteigern, sich in die Linux-Welt zu begeben, ohne anfangs auf die bewährten Programme verzichten zu müssen. Der Performance-Verlust ist zwar spürbar vorhanden, hält sich aber alles in allem in Grenzen. Leider lässt sich nicht jede Software unter Wine zum Laufen bewegen, aber eine ordentliche Menge an Programmen werden mittlerweile unterstützt. Wer Spiele unter Linux emulieren möchte, der benötigt WineX, eine Wine-Abart mit DirectX-Unterstützung. Codeweavers CrossOverOffice ermöglicht es, MS Office zu installieren, ist aber kostenpflichtig!

Links zu WINE
www.linux-wine.de Deutsche Webseite
www.winehq.org Offizielle Webseite
Wikipedia Spiele Übersicht
Liste verfügbarer Programme