Worauf sollte man beim Kauf einer Grafikkarte achten?

Jeder, der kurz vor dem Kauf einer neuen Grafikkarte steht, kennt das leidige Problem, die richtige Grafikkarte, die seinen Vorstellungen entspricht, zu finden. Im folgenden Abschnitt wird erklärt, aus welche Features Ihr achten solltet und welche weniger wichtig sind. Denn häufig werden aus Marketinggründen Leistungsdaten der jeweiligen Grafikkarte in den Vordergrund gestellt, die letztendlich wenig über die Leistungsfähigkeit aussagen und nur den User zum Kauf animieren sollen.

Grundlegend lässt sich aber eines sagen: man kann den stärksten Prozessor, überdimensional viel Arbeitsspeicher, die größte und schnellste Festplatte und das aktuellste Mainboard in seinem Rechner eingebaut haben, aber in 3D-Spielen wird der Rechner trotzdem kein ruckelfreies Spielen ermöglichen können, wenn man an der Grafikkarte spart. Die Grafikkarte ist heutzutage so speziell an die Anforderungen moderner 3D-Anwendungen angepasst, so dass die übrigen Komponenten nur das "i-Tüpfelchen" darstellen. Daher sollte man lieber ein wenig am Prozessor oder Arbeitsspeicher sparen und dieses Geld in die Grafikkarte fließen lassen.

1. Grafikchip

Der Grafikchip ist das entscheidende Kaufkriterium. Viele Käufer machen den Fehler und achten nur auf die Größe des Grafikspeichers und schließen daraus auf die Leistungsfähigkeit der Grafikkarte. Doch dies ist definitiv falsch. Wenn ein Grafikkartenhersteller ein neues Modell veröffentlicht, wurde immer der Grafikchip überarbeitet, weil dieser für die Berechnung von 3D-Animationen zuständig ist. Andere Komponenten werden natürlich auch verbessert, spielen aber eine minder bedeutsame Rolle. Aus der Bezeichnung des Grafikchips wird häufig auch gleich die Leistungsfähigkeit deutlich, wo die Hersteller viel Wert drauf legen. Nvidia's Modelle Geforce 4 TI 4200, Geforce 4 TI 4400 und Geforce 4 TI 4600 verdeutlichen die unterschiedlichen Leistungswerte in den Zahlen nach dem Produktnamen Geforce 4 TI. Auch ATI folgt dieser Strategie und schickte die Modelle Radeon 9000, Radeon 9500 und Radeon 9700 ins Rennen.

Grafikchip Radeon 9800 SE

Der wichtigste Leistungsfaktor einer
Grafikkerte ist immer der Grafikchip.

Sehr zu beachten ist, dass nicht jede Grafikkarte einer neuen Serie auch wirklich ein Renner ist. Um einen möglichst breiten Markt zu erschließen, bringen die Grafikkartenhersteller mehrere Modelle einer Serie auf dem Markt. In der Regel wird so der billige Einsteigermarkt, der Massenmarkt (oder auch Mainstream genannt) und zuletzt der High-End-Markt abgedeckt, indem Grafikkarten einer neuen Serie mit meist deutlich Unterschieden in der Leistungsfähigkeit entwickelt werden.

Beispiel die FX-Serie: Hier hat Nvidia anfangs drei Modelle auf dem Markt gebracht, nämlich den FX 5200 (Billigmarkt), den FX 5600 (Mainstream) und FX 5800 (High End). Um den Verkauf der FX-Karten so mächtig in Schwung zu bringen, wurde anhand der schnellen FX 5800 die überragende Leistungsfähigkeit der FX-Serie propagiert. Das mag zwar für die FX 5800 stimmen, aber für die beiden anderen Modelle noch lange nicht. So ist die FX 5200 langsamer als eine Geforce 3! Das kommt daher, dass man eine aktuelle Billiggrafikkarte mit einer High-End-Grafikkarte der Vorgängerversion vergleicht. Man sollte also auch auf diesen Aspekt achten!

2. Grafikspeicher

Das zweitwichtigste Kriterium beim Kauf einer neuen Grafikkarte ist der Grafikspeicher, wobei aber weniger die Größe, sondern die Art und Taktung des Speichers entscheidend ist. Aktuelle Spiele werden in der Regel auf eine bestimmte Grafikspeichergröße optimiert und deswegen bringt einem der Kauf einer Grafikkarte mit überdurchschnittlich viel Speicher nur sehr wenig. Aus diesem Grund sollte man sich einfach mal kurz umschauen, wie viel Speicher denn momentan aktuell ist und sich danach richten. Natürlich sollte die Grafikkarte nicht zu wenig Grafikspeicher besitzen, denn dann muss die Grafikkarte auf den langsamen Hauptspeicher auslagern, was natürlich zu Leistungseinbußen kommt.

Es ist oftmals schon verlockend, wenn man zwei Angebote derselben Grafikkarte vorliegen hat und die eine Grafikkarte doppelt so viel Speicher wie die andere besitzt. Doch man sollte genau hinschauen, ob die Daten übereinstimmen, denn Speicher ist teuer und Grafikkartenhersteller haben nichts zu verschenken. Oftmals wird der Speichertakt deutlich gesenkt, wenn die Grafikkarte mehr Speicher besitzt als das Referenzmodell. Um den doppelt so großen Speicher ausgleichen zu können, setzt man einfach billigeren Speicher ein, der sich nicht so hoch takten lässt. Ein Beispiel war die ATI Radeon 9600 Pro. Als 128 MB-Variante wurde der Speicher mit effektiven 600 Mhz (DDR) getaktet. Als 256 MB-Version hingegen nur mit 400 Mhz, was den doppelten Speicher natürlich mehr als ausglich. In vielen Fällen hat man mit einer solchen Karte eine leistungsschwächere Grafikkarte zur Hand.

Aufbau Grafikchip

Eine Grafikkarte besteht aus einigen Komponenten.


Wichtig ist auch der Grafikspeicher, wobei weniger die Größe,
sondern die Art und Taktung entscheidend sind.

Viel wichtiger beim Grafikspeicher sind die Art und Höhe der Taktrate. Mit Art ist der Speichertyp (SDRAM, DDRAM, etc) und die Speicheranbindung gemeint. Gerade die Speicheranbindung (oder auch Speicherinterface genannt) ist ein entscheidender Leistungsfaktor einer Grafikkarte, da er entscheidend für den Speicherdurchsatz sorgt. Wenn die Grafikkarte anstatt eines 256 Bit nur ein 128 Bit Speicherinterface besitzt, so heißt das, dass nur 128 Bahnen vom Grafikspeicher zum Grafikchip führen. Wie wichtig das Speicherinterface für die Performance einer Grafikkarte ist, zeigte die Radeon 9700. Diese besaß dieselben technischen Eigenschaften wie eine Radeon 9500 Pro, hatte aber im Gegensatz zu dieser Karte ein 256 Bit-Speicherinterface, was den Aufstieg von einer Mainstream- zu einer High-End-Karte begründete.

3. Technologien: DirectX-Version

In früheren Zeiten zählte nur die Geschwindigkeit von Grafikkarten und man legte weniger Wert auf die Grafikqualität. Dies hat sich heutzutage geändert. Seit dem Geforce 3, der als erstes DirectX 8.1 unterstützte und hervorragende Grafikeffekte darstellen konnte, weiß man, welche realistischen Grafikanimationen mit modernen Grafikkarten möglich ist.

Doch was ist DirectX? DirectX ist eine Spieleschnittstelle für Windows und beinhaltet bestimmte Programmroutinen, mit deren Hilfe 3D-Applikationen schneller ablaufen. Mit den Programmroutinen können Entwickler direkt auf die Hardware der Grafikkarte zugreifen. DirectX wird stetig weiterentwickelt, es müssen aber auch die Grafikkarten modifiziert werden, damit sie die neuesten Features aus DirectX unterstützen können.

Wenn eine Grafikkarte beispielsweise nur DirectX bis zur Version 8.1 unterstützt, ein Spiel aber unter DirectX9 programmiert wurde, muss die Grafikkarte die entsprechenden Effekte emulieren bzw. simulieren. Dies hat zur Folge, dass zum einen die Leistungsfähigkeit  gesenkt und zweitens die Grafikeffekte nicht richtig und somit nicht realitätsgetreu dargestellt werden.

Daher sollte man auch darauf achten, dass die Grafikkarte auch die aktuellste DirectX-Version unterstützt, denn die Leistungsfähigkeit der Shadereinheiten ist maßgebend für die gesamte Leistungsfähigkeit einer Grafikkarte.

4. Ausstattung

Die Zeiten, als Grafikkarten lediglich das Bild auf den Computer-Monitor zauberten, sind lange vorbei. Mit den heutigen Grafikkarten ist es möglich, nicht nur einen normalen Monitor anzusteuern, sondern auch LCD-Bildschirme. Des Weiteren kann man die Grafikkarten auch mit einen handelsüblichen Fernseher verbinden und somit beispielsweise einen DVD-Film darüber abspielen. Das gleiche gilt natürlich in die entgegengesetzte Richtung und man kann das Fernsehprogramm auch am Computer betrachten. Auch das gleichzeitige Anschließen zweier Bildschirme werden von vielen Grafikkarten unterstützt.

Dies sind nur einige Beispiele und es wird deutlich, dass man Grafikkarten nicht nur zum Spielen braucht. So sollte man sich schon vor dem Kauf im Klaren sein, in welchem Einsatzgebiet die Grafikkarte tätig werden soll und ob sie Features wie TV-Out, TV-In, LCD-Support, Dual-Monitoring, etc. unterstützen muss oder nicht. Benutzt man die Grafikkarte hauptsächlich zum Spielen, kann man getrost auf diese Features verzichten.

5. Hersteller

Von welchem Hersteller man letztendlich seine Grafikkarte kauft, ist von der Leistungsfähigkeit unwichtig. Ob man jetzt eine Geforce 4 TI 4600 von Asus und von dem preisgünstigen Anbieter PixelView kauft, wird man nur Unterschiede in der Ausstattung (Software-Paket, Kabel, etc.) bemerken. Die unterschiedlichen Preise kommen wegen den verschiedenen Hardware- und Softwareausstattungen zustande. Wie oben bereits erwähnt, ist die Grafikkarte nicht mehr nur allein für die Darstellung am Monitor zuständig. Die modernen Grafikkarten sind vielseitig einsetzbar, was den Kauf für Mainstream-User interessant macht, die nicht nur Wert auf 3D-Leistung legen.

Auch das Software-Paket von den verschiedenen Herstellern unterscheidet sich teilweise stark. Liegt bei den günstigen Anbietern häufig nur eine magere Treiber-CD bei, so trumpfen andere Hersteller mit einem riesigen Software-Paket auf, welches zahlreiche Spiele, Demos und andere nützliche Tools beinhaltet. Hier ist es jedem selbst überlassen, ob er auf das Software-Paket verzichten kann oder nicht.

6. AGP 2x/4x/8x oder PCI-Express

Dieses Thema kam mit den neuen Geforce 4 MX-Karten vermehrt zum Gesprächsthema, denn die Geforce 4 MX unterstützten erstmals AGP 8x, welches angeblich eine verbesserte Leistung hervorbringen soll.

Doch was bedeutet eigentlich AGP 8x? Betrachten wir folgendes Beispiel: Ein aktuelles Spiel ist so umfangreich und detailliert, dass der Grafikspeicher der Grafikkarte nicht mehr ausreicht und kein Platz mehr für weitere Texturen ist. Jetzt muss die Grafikkarte auf den Hauptspeicher des Rechners ausweichen und lagert dort die Texturen ab. Doch dies bringt starke Leistungseinbußen mit sich, da der Hauptspeicher viel langsamer im Gegensatz zum Grafikspeicher ist.

Und genau hier setzt AGP 8x ein. AGP steht für Accelerated Graphics Port (Beschleunigter Grafiksteckplatz), über den die Texturen schneller übertragen werden können. Bei AGP 8x können nun die Texturen mit achtfacher Geschwindigkeit über den Grafikspeicher wandern, welches einen geringen Leistungsschub hervorbringt. Doch ist auch diese Variante immer noch viel langsamer als wenn man direkt in den Grafikspeicher schreibt.

Die Zukunft liegt nicht im Auslagern von Texturen in den Hauptspeicher. Daher sollte man nicht so sehr auf die AGP-Unterstützung achten.

7. Bulk- oder Retail-Version

Häufig liest man in den Preislisten aus den Werbeseiten verschiedener Online-Shops die Bezeichnung Bulk bzw. Retail hinter den einzelnen Grafikkarten. Was diese Bezeichnungen bedeuten, wird meist verschwiegen. Der Unterschied zwischen einer Bulk- und Reatail-Version liegt in der Ausstattung der Grafikkarte. Die Bulk-Version hat besitzt nicht die vollen Features, meist wurde an den Anschlüssen, der Software oder sogar am Takt der Grafikkarte gespart. Die Retail-Version besitzt dagegen alle Features und wird mit der normalen Taktfrequenz. Was aber die genauen Unterschiede zwischen den beiden Versionen sind, ist von Grafikkarte zu Grafikkarte unterschiedlich und muss daher vorm Kauf erfragt werden.