Das digitale Zeitalter schreitet voran und wo früher in wenigen Haushalten ein einsamer Desktop-PC sein Dasein fristete, ist heute die nicht Technik-affine Hausfrau mit mehreren Elektronik-Geräten ausgestattet. Smartphone, Tablet-PC, Ultrabook, Notebook oder der klassische Desktop-PC: die Auswahl ist groß und jedes der genannten Geräte bringt gewisse Vor- und Nachteile mit sich, so dass der Otto-Normal-Anwender in der Regel im Besitz mehrerer Geräte ist. Dieser steigenden Gerätezahl, die letztendlich immer mit einem Mehraufwand verbunden ist, möchten die Hersteller nun entgegenwirken. Das Zauberwort lautet 2-in-1 Notebooks, die das Beste aus zwei Welten vereinen. Genauer gesagt die Rechenleistung und Produktivität eines Notebooks mit der Bequemlichkeit und Mobilität eines Tablet-PCs.
Die Flexibilität und Anpassbarkeit der 2-in-1 Notebooks erschwert die genaue Definition der Geräte und es ist nicht immer sofort klar, um was es sich nun konkret handelt und wo die Vor- bzw. Nachteile liegen. Dies äußert sich auch in den unterschiedlichsten Bezeichnungen wie Convertible, Detachable oder Hybrid-Notebook, was zu Beginn vollkommen neue Begriffe sind, dessen Bezeichnungen viele Fragen aufwerfen:
Wir versuchen in diesem Dickicht für Klarheit zu sorgen und erläutern die zuvor genannten Geräteklassen.
Arbeitet man zu Hause stehen die Aspekte Produktivität, Leistung und Funktionsumfang im Mittelpunkt. Das gewohnte Bild ist demzufolge ein PC oder Notebook mit Tastatur & Maus, der mit Windows, Mac OS X oder Linux ausgestattet ist. Aber unterwegs auf Reisen oder dem Weg zur Arbeit nutzen wir das handliche Smartphone samt kleiner, eingeschränkter, aber nützlichen Apps. Wem das Display eines Smartphone zu klein ist, erwirbt zusätzlich noch ein Tablet-PC, welches auch gerne auf der Couch als Abendlektüre genutzt wird.
Mobilität oder Leistung: je kleiner die Geräte werden, desto leistungsschwächer werden sie.
Auch die Funktionalität nimmt ab. Mobilität geht also auf Kosten der Leistung und des Funktionsumfanges.
Für diejenigen unter uns, die mitgezählt haben: wo früher ein Computer unser Leben begleitet hat, sind es nun mindestens drei. Drei Geräte, die Geld kosten, auf denen wir unsere Dateien aufbewahren, die im schlimmsten Fall unterschiedliche Betriebssysteme haben und nicht zueinander kompatibel sind, die gewartet werden müssen und schließlich einfach Platz in unserer Wohnung wegnehmen. Spätestens seit Aufkommen von Tablet-PCs stellt man sich die Frage: "brauche ich all die Geräte oder gibt es einen nützlich All-In-One PC, der Mobilität mit Produktivität vereint?".
Wir schreiben das Jahr 2014 und die Software-Industrie steht in einem noch nie da gewesenen Wandel. Immer weniger PCs werden verkauft und die mobilen Smartphones bzw. Tablet-PCs verkaufen sich wie warme Semmel. Das Problem hierbei ist, dass die klassischen Betriebssysteme wie Windows XP/Vista/7 oder Mac OS X nicht für die kleinen Displays, die Touchbedienung und schwache Hardware konzipiert sind. Auf Smartphones und Tablet-PCs herrschen die auf Einfachheit getrimmten Betriebssysteme iOS, Android und Windows Phone. Jeder kennt sie: man kann Apps aus dem Store installieren, die Oberfläche besteht aus Icons und die Apps sind abgespeckte Applikationen ihrer Desktop-Pendants. Aber ein produktives Arbeiten mit umfangreichen Funktionen ist nur bedingt möglich. Lediglich Windows 8 versucht das Konzept beider Welten zu vereinen, was aber (zu unrecht) auf wenig Gegenliebe stößt. Viele PC- und Notebook-Anwender stören sich an der Kacheloptik und der Apps. Dass Microsoft langfristig die richtige Strategie fährt, nämlich ein gemeinsames Betriebssystem für PC und Smartphone zu entwickeln, wird man erst in ein paar Jahren zu schätzen wissen.
Entscheidungshilfe: 2-in-1 Notebooks werden sowohl mit klassischen Betriebssystemen als auch Smartphone-Betriebssystemen ausgeliefert. Wer beim Betriebssystem und den Programmen den vollen Funktionsumfang benötigt, setzt auf klassische Betriebssysteme wie Windows Vista/7/8, Mac OS X oder Linux. Wem dagegen rudimentäre Funktionen ausreichen, da er beispielsweise das Gerät als Abendlektüre auf der Couch oder als Reisebegleiter nutzt, wird an Smartphone-Betriebssystemen wie Android oder iOS Freude haben.
Vereinfacht kann man PC-Programme und Apps folgendermaßen klassifizieren: die klassischen PC-Programme sind vollwertige Anwendungen mit umfangreichen Funktionen, die für den Einsatz auf PCs oder Notebooks konzipiert wurden. Seien es die bekannten Office-Programme Word oder Excel oder Adobe Photoshop: keines dieser Programme lässt sich auf einem Smartphone vollständig bedienen. Ebenfalls ist ein vollwertiger PC oder Notebook mit ausreichender Rechenleistung nötig.
Apps hingegen bieten rudimentäre Funktionen und sind für den mobilen Einsatz auf Smartphones oder Tablet-PCs optimiert. Sie bieten nur die wichtigsten Funktionen, die sich mit dem Finger und dem Touchscreen ausführen lassen, so dass Maus und Tastatur nicht benötigt werden.
Folgende Tabelle zeigt die wesentlichen Eigenschaften der unterschiedlichen Geräteklassen. Auf den ersten Blick wird sichtbar, worin sich die beiden 2-in-1 Notebook-Typen unterscheiden. Das Convertible Notebook orientiert sich eher am klassischen PC, da es eine vollwertige Hardware und die typischen Anschlüsse (LAN, Grafik, USB usw.) mit sich bringt. Das Detachable hingegen ist eher ein Sprössling aus der Tablet-Familie und ist demzufolge auf das Wesentliche beschränkt.
Die Einteilung soll einen Überblick geben und ist aufgrund fehlender konkreter Spezifikationen nicht 100% korrekt. Letzteres liegt daran, dass das Thema zum heutigen Stand (04/2014) brandaktuell ist und sich die großen Versandhäuser wie Amazon schwer damit tun, ihre Kategorisierung dahingehend anzupassen. Auf Otto.de unterteilt man beispielsweise Convertibles/Detachables in die Unterkategorie Touch-Notebooks, was ein sehr weitgefächerter Begriff ist.
Klassischer PC | 2-in-1 Notebook | Smartphone & Tablet | ||||
Desktop | Notebook | Convertible | Detachable | Tablet | Smartphone | |
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Betriebssystem | Desktop | Desktop | Desktop | Desktop / Smartphone | Smartphone | Smartphone |
PC-Programme | Ja | Ja | Ja | Ja / Nein | Nein | Nein |
Apps | Ja* | Ja* | Ja* | Ja | Ja | Ja |
Mobilität | Schlecht | Gut | Gut | Sehr gut | Sehr gut | Sehr gut |
Leistung | Sehr hoch | Hoch | Hoch | Schwach | Schwach | Schwach |
Aufrüstbarkeit | Sehr gut | Gering | Gering | Unmöglich | Unmöglich | Unmöglich |
* Ausnahme Windows 8 bietet zusätzlich Apps an |
Unter Desktop-Betriebssystem fallen die klassischen Windows- (Vista, 7, 8), Mac OS X und Linux-Versionen, die nur auf vollwertiger PC-Hardware lauffähig sind. Die für Smartphones und Tablets optimierten Betriebssysteme Android, iOS und Windows Phone fallen unter den Punkt Smartphone-Betriebssystem. Wichtig für den Alltagseinsatz ist, ob man auf dem Gerät vollwertige PC-Programme oder doch nur eingeschränkte Apps installieren kann. Konkret stell sich die Frage, ob man mit dem Gerät produktive und umfangreiche Aufgaben (=PC-Programme) oder man rudimentäre Dinge (Lesen von Dokumenten, E-Mail, Office, Bilder usw) mit Apps erledigen möchte. Die Besonderheit bei Windows 8 liegt darin, dass man neben PC-Programmen auch Apps nutzen kann.
Ein klassischer Desktop-PC kann aufgrund seiner großen Bauform mit der schnellsten Hardware bestückt werden und hat somit die beste Leistungsfähigkeit, was PC-Spieler oder Grafiker bestätigen können. Auch am Platz mangelt es nicht, so dass alle modernen Anschlüsse vorhanden sind und der PC mit Steckkarten erweitert werden kann. Diese Vorteile gehen aber auf Kosten der Mobilität. In der oben genannten Tabelle werden die Geräte von Links nach Rechts im kleiner und kompakter. Die Mobilität steigt und die Leistungsfähigkeit sinkt. Das hat den einfachen Grund, dass die Kühlung in kleinen Geräten beschränkt und die Prozessoren bzw. Grafikchips nur eine sehr geringe Leistungsaufnahme vorweisen dürfen.
Orientierungshilfe: ist auf einem Gerät ein Smartphone-Betriebssystem wie Android oder iOS installiert, kommen in der Regel abgespeckte, dafür sehr stromsparende Prozessoren zum Einsatz. Die Leistung ist für den Einsatz im Smartphone-Betriebssystem absolut ausreichend.
Leider ist etwas Theorie notwendig, um die 2-in-1 Notebooks beschreiben zu können, denn spätestens mit Einführung der ersten Smartphones ist deutlich geworden, dass die Hardware eine untergeordnete Rolle spielt. Vielmehr steht die Software im Mittelpunkt. Nun kommen wir aber zum Punkt Hardware, um die drei Gerätetypen Convertible, Detachable und Hybrid zu erläutern. Wichtig zu wissen ist, dass es keine klare Definitionen gibt und die Geräteklassen mittlerweile ineinander verschwimmen. Interessant hierbei ist, dass die Hersteller unterschiedliche Wege gehen, was vor allem die Art und Weise betrifft, wie das Display an dem Tastatur-Body befestigt ist.
Allen Geräten gemeinsam ist, dass es ein vollwertige Tastatur inkl. Body mit zusätzlichen Anschlüssen (USB, Grafik usw.) gibt. Das Fehlen einer Tastatur ist das größte Manko von reinen Tablet-PCs. Ebenfalls gemeinsam ist, dass das Display touchempfindlich ist, man das Gerät also mit Fingergestiken steuern kann. Dieses ist ein Manko bei reinen Notebooks, wenn man abends auf der Couch oder im Zug einfach nur etwas im Internet recherchieren möchte. Die Kombination beider genannten Techniken ist das Grundprinzip, was hinter 2-in-1 Notebooks steht.
Unterscheiden tun sich Detachable-, Convertible- und Hybrid-Notebooks in den Punkten Leistung, Betriebssystem und Art der Display-Befestigung.
Der Begriff Convertible lautet ins Deutsche übersetzt so viel wie umwandelbar oder umkehrbar. Das beschreibt auch sehr gut das Prinzip eines Convertible-Notebooks: man nehme ein kompaktes Notebook oder Ultrabook, stattet es mit einem Touchscreen-Display aus und ermöglicht das Drehen des Displays, so dass das Convertible einem Tablet-PC ähnelt. Das Prinzip ist nicht neu und war gerade bei Business-Anwendern beliebt, die mit einem speziellen Eingabestift das Notebook ohne Tastatur und Maus bedienen konnten. Windows 8 und der Kacheloptik sei dank, dass der Eingabestift nun vollständig entfällt.
Vorteil eines Convertible-Notebooks ist, dass der Anwender ein vollwertiges und leistungsfähiges Notebook erhält, welches als Desktop-PC-Ersatz dient. Es kommt in der Regel ein Desktop-Betriebssystem zum Einsatz, so dass alle Programme vollständig genutzt werden können. Umgeklappt dient das Convertible als Tablet und ist dann "Sofa-tauglich".
Nachteil im Vergleich zum richtigen Tablet-PC sind die großen Abmessungen und das höhere Gewicht. Da in einem Convertible-Notebook schnelle PC-Technik zum Einsatz kommt, kann es nicht so kompakt wie ein Tablet-PC gebaut werden.
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Interessant sind die unterschiedlichen Techniken, wie das Notebook zu einem Tablet verwandelt wird. Die Displays können gedreht, geschwenkt oder verschoben werden. Asus macht es sich besonders leicht und verbaut beim Taichi gleich zwei Displays.
Das Convertible ist im Kern ein Notebook, das Detachable ein Tablet-PC. Auch hier hilft uns ein Blick in das Wörterbuch, denn der Begriff Detachable heißt so viel wie abnehmbar oder ablösbar. Dies bezieht sich auf die Tastatur bzw. den gesamten Tastaturblock, welches an das Tablet angeschlossen und bei Bedarf wieder gelöst werden kann. Detachable-Notebooks eignen sich daher für Tablet-PC-Anwender, die in bestimmten Situationen eine Tastatur oder zusätzliche Anschlüsse benötigen.
Detachable-Notebooks sind demzufolge ultramobile Tablet-PCs, die mit einer Tastatur ergänzt werden. Man muss also beim Kauf ganz genau aufpassen, welche Hardware verbaut und welches Betriebssystem installiert ist. Da die Hardware (Prozessor, Arbeitsspeicher, Festplatte usw.) im Display untergebracht ist, ist die technische Umsetzung relativ schwierig, so dass oftmals nur schwache Smartphone-Technik verbaut ist. Beim Convertible-Notebook befindet sich die Hardware wie bei einem Notebook im Tastaturblock und ist mit Lüftern ausgestattet.
Das Microsoft Surface 2 Pro beispielsweise ist ein vollwertiges Ultrabook, welches in einem erstaunlich kleinen, flachen und Tablet-ähnlichen Gehäuse unterkommt. Als Prozessor kommt der vollwertige Notebook-Prozessor Intel Core i5 4200U zum Einsatz. Was dieser Prozessor leistet, findet man in dem Artikel Core-CPUs der vierten Generation. Ergänzt um 8 GB Arbeitsspeicher und einer 256 GB SSD machen das Surface 2 Pro zu einem vollwertigen Windows-PC. Die einzigen Nachteile sind der vielleicht etwas hohe Preis (ca. 1300 Euro Stand 02/2014) und die wenigen Anschlüsse.
Nicht wirklich zum produktiven Einsatz geeignet ist das Detachable-Notebook Ideatab S2110 von Lenovo. Die Bauweise ähnelt dem des Surface 2 Pro, aber unter der Haube steckt keine PC-, sondern Smartphone-Technik. Hier kommt lediglich ein 1 GHz Qualcomm Prozessor zum Einsatz, der auch in Smartphones verwendet wird. 1 GB Arbeitsspeicher und 32 GB MicroSD-Speicher reichen zwar für das verwendete Android-Betriebssystem aus, abeHohes Gewichtr wirklich produktiv damit arbeiten ist unmöglich. Vereinfacht ausgedrückt: das Ideatab S2110 ist ein großes Smartphone mit Tastatur und kein vollwertiger Windows PC. Windows Programme können hier nicht genutzt werden.
Pro | Contra |
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Woran erkenne ich, ob es ein vollwertiger Windows PC ist?
Damit die gewohnten Windows-Programme auf dem Detachable- oder Convertible-Notebook funktionieren, darf kein Smartphone-Betriebssystem wie Android, iOS oder Windows Phone, sondern Windows 8 (oder höher) installiert sein.
Der Prozessor sollte aus der aktuellen Notebook-Serie stammen. Dazu hilft ein Blick in die Prozessortabellen von PC-Erfahrung.de. Auch die restliche Hardware (Arbeitsspeicher, Festplatte usw.) sollte dem von klassischen Notebooks ähneln.
Etwas exotisch und aus einer Zeit stammend, als Windows 7 das aktuelle Betriebssystem war, stammen die Hybrid-Notebooks. Sie sind die wahren 2-in-1-Notebooks, da tatsächlich zwei separate Hardware-Konfigurationen verbaut sind. Befindet sich das Hybrid-Notebook im Notebook-Modus, ist die schnelle Hardware im Tastaturblock aktiv und der Nutzer arbeitet mit dem PC-Betriebssystem Windows. Entfernt der Nutzer das Display, kann er es als Tablet-PC nutzen. Der Clou: in dem Display befindet sich ebenfalls eine vollständige Hardware-Konfiguration inkl. eigenem Android-Betriebssystem. Ein ähnliches Prinzip findet man aus der Smartphone-Welt. Das Asus Padfone ist ebenfalls ein 2-in-1-Gerät.
Hybrid-Notebooks sind aber vergleichsweise selten und werden vom Markt verdrängt. Ein Beispiel für ein solches Gerät ist das Lenovo IdeaPad U1 hybrid, welches auf dem Deutschen Markt nie veröffentlicht wurde.
Die Ziele von 2-in-1 Notebooks sind klar:
Woran die Hardware-Hersteller und allen voran Microsoft mit Windows 8 arbeiten, hört sich wie zuckersüße Zukunftsmusik an. Der Gedanke, ein leichtes Gerät in Tablet-Bauweise mit der Leistung und Funktionsvielfalt eines Desktop-PCs im Rucksack zu tragen, macht richtig Freude. Die gesamte Arbeit in wenigen Hundert Gramm komprimiert kann man problemlos mit sich herumtragen. Der Traum eines jeden digitalen Nomaden, der quasi überall auf der Welt arbeiten kann, da sein gesamtes Hab und Gut im Rucksack verstaut wird.
Es ist momentan aber schwierig, das passende Gerät zu finden, da die Definitionen und Spezifikationen schnell ineinander verschwimmen. Daher abschließend ein paar Tipps:
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