Anleitung zum Übertakten eines AMD Athlon XP (Palomino)

Nachdem der herkömmliche Athlon Thunderbird-Prozessor bei einer Taktrate von 1400 Mhz an seine Grenzen gelangt war, veröffentlichte AMD den Athlon XP. Die ersten Modelle kamen mit dem so genannten Palomino-Kern auf dem Markt. Insgesamt konnte man sieben unterschiedlich getaktete Modelle von 1500+ bis 2100+ mit diesem Prozessorkern erwerben. Die Brücken auf dem Athlon-Prozessor mit Palomino-Kern unterscheiden sich von dem Vorgänger und von seinem Nachfolger, dem Athlon XP mit Thoroughbred-Kern. Aus diesem Grund sollte man sich vergewissern, welches Modell man besitzt, denn hiesige Anleitung ist nur für den Palomino-Kern gültig. Diese Anleitung ist ebenfalls maßgebend für alle Duron-Prozessoren, dessen L1-Brücke aus 5 Pins bestehen.


Übersicht aller Athlon-Prozessoren. Die L-Brücken sind unterschiedlich,
daher werden sie unterschiedlich übertaktet.

Die verschiedenen Athlon-Prozessoren kann man unter anderem an der Anordnung der Brücken erkennen. Diese sollte man vorher überprüfen, um das richtige Modell zu identifizieren. Bis auf die unterschiedlichen Brücken entspricht das Übertakten eines AMD Athlon XP (Palomino) dem eines AMD Athlon "Thunderbird". Es gibt wieder zwei Möglichkeiten: Erhöhung des Front-Side-Bus und Verändern des Multiplikators. Natürlich ist auch eine Kombination möglich.

Übertakten über den FSB

Wer es bevorzugt, den Prozessor über den FSB zu übertakten, der muss keine Änderungen an der CPU vornehmen und vermeidet so eventuelle Schäden bei der Modifikation der Brücken. Wie man den FSB ändert, ist wieder von Mainboard zu Mainboard verschieden. Manche Mainboards besitzen Jumper (das sind kleine Stecker auf dem Mainboard) bzw. Switch-Schalter, mit denen man den FSB ändern kann. Andere Mainboards ermöglichen es, den FSB im BIOS zu konfigurieren. Bei einigen Boards ist es leider nicht möglich, den FSB zu ändern. Dann muss man zu Software-Programmen wie "Soft FSB" zurückgreifen.


AMD Athlon XP 2000+ (1666 Mhz)
mit Palomino-Kern

Übertakten durch Ändern des Multiplikators

Bevor man damit beginnt, sich die einzelnen Verbindungen für die Brücken herauszusuchen, sollte man in seinem BIOS überprüfen, ob man nicht den Multiplikator dort ändern kann. Wenn dies Euer BIOS ermöglicht, habt Ihr Euch sicherlich schon gewundert, warum der Prozessortakt nicht geändert wird, wenn man Einstellungen am Multiplikator vorgenommen hat, und der Rechner weiterhin im Standard-Takt bootet. Das liegt daran, dass man die L1-Brücken noch nicht miteinander verbunden hat und somit der Prozessor weiterhin für die Taktung zuständig ist. Jetzt kann man mit einem einfachen Bleistift oder mit speziellem Leitgummi die einzelnen L1-Brücken miteinander verbinden, so dass man jetzt den Multiplikator bequem im BIOS verstellen kann.


Wer die Möglichkeit hat, den Multiplikator im BIOS zu ändern,
der verbindet die L1-Brücken mit dem Bleistift-Trick oder Leitgummi.

Wenn Ihr Mainboard eine Änderung des Multiplikators nicht unterstützt oder sie keine Möglichkeit haben, den Multiplikator zu ändern, müssen Sie die L1-Brücken so lassen wie sie sind. Sie können dann den Multiplikator über die Brücken L3, L4 und L6 ändern. Dazu müssen sie die einzelnen Verbindungen trennen und anschließend die entsprechenden Brücken miteinander verbinden. Dazu braucht man einen Bleistift und ein scharfes Messer oder besser gleich einen Dremel. Die L1-Brücken müssen unbedingt offen bleiben, erst dann reagiert die CPU auf veränderte Multiplikator-Einstellungen.

Um die einzelnen Brücken zu trennen, muss man mit einem sehr scharfen Messer bzw. Skalpell oder Dremel, ca. 0,5 - 1 mm tief in die werksseitig verbundenen Brücken einschneiden, um den Kontakt der beiden Punkte zu trennen. Anschließend sollte man die Einschnitte gründlich reinigen (die Brückenpunkte und die Einkerbungen). Hat man die Brücken nun getrennt, folgt der Punkt, die entsprechenden Brücken wieder miteinander zu verbinden. Dazu braucht man Isolierungsmasse wie Silikon (Heißklebepistole) oder hitzebeständigen Keramiklack. Diesen fügt man in die Einkerbungen ein und lässt dieses trocknen. Anschließend kann man den überstehenden Rest entfernen, da dass man wieder eine ebene Fläche erhält.


Die Brücken durchtrennt man am besten mit einem
scharfen Messer oder einem Dremel

Nun kommt der Schritt, wo man die einzelnen Brücken wieder miteinander verbindet. Die erste aber etwas unsichere Methode ist, die Brücken mit einem Bleistift zu verbinden. Dazu muss man die beiden Brückenköpfe sauber mit dem Bleistift verbinden, indem man um die Einkerbungen herumzeichnet. Dabei muss man sehr genau zeichnen, so dass sich keine Verbindungen überschneiden. Eine bessere Lösung ist, wenn man sich für kleines Geld Silberleitlack aus dem Baugeschäft oder Kfz-Zubehör-Handel besorgt und die einzelnen Brückenköpfe damit verbindet. Diese Methode ist sicherer und haltbarer als die Bleistift-Variante. Das Ergebnis könnte anschließend ungefähr so aussehen:


Nachdem man die Brücken durchtrennt hat, verbindet
man die jeweiligen Brücken mit Silberleitlack

Und das war es eigentlich auch schon. Damit Ihr wisst, habe ich Euch eine Liste zusammengestellt, auf der Ihr die einzelnen Multiplikator-Einstellungen ablesen könnt:

Multiplikator AMD Athlon XP

Um den Multiplikator eines Athlon XP-Prozessors zu ändern, muss man die L3-, L4- und L10-Brücken ändern. Dazu schaut Euch folgende Tabelle und vergleicht die Werte mit der oben abgebildeten Zeichnung. Die Zeichnung zeigt eine Abbildung eines Athlon XP-Prozessors und auf den Brücken befinden sich Ziffern, die Ihr in der Tabelle wieder findet. Jetzt müsst Ihr lediglich die Brücken miteinander verbinden, wo sich ein Kreuz befindet. Wenn Ihr beispielsweise einen Multiplikator von 5,0 einstellen wollt, müsst Ihr bei der L3-Brücke die Brücken "1" und "2" durchtrennen und die Brücken "3" und "4" miteinander verbinden.

Multi L3 L4 L10
    1 2 3 4 1 2 3 4 1 2
5     X X   X X     X
5,5   X X     X X     X
6 X     X   X X     X
6,5 X X       X X     X
7     X X X     X   X
7,5   X X   X     X   X
8 X     X X     X   X
8,5 X X     X     X   X
9     X X X X       X
9,5   X X   X X       X
10 X     X X X       X
10,5 X X     X X       X
11     X X     X X   X
11,5   X X       X X   X
12 X     X     X X   X
12,5 X X         X X   X
13     X X   X X   X  
13,5   X X     X X   X  
14 X     X   X X   X  
14,5 X X       X X   X  
15     X X X     X X  
15,5   X X   X     X X  
16 X     X X     X X  
16,5 X X     X     X X  
17     X X X X     X  
17,5   X X   X X     X  
18 X     X X X     X  
18,5 X X     X X     X  
19     X X     X X X  
19,5   X X       X X X  
20 X     X     X X X  

Nachdem Ihr Euer System ausgereizt habt, es also zu Instabilitäten kommt, könnt Ihr noch versuchen, dieses mit einem höheren V-Core auszugleichen. Doch dabei solltet Ihr immer vorsichtig sein. Denn ein höherer V-Core führt automatisch zu einer höheren Hitzeentwicklung.

V-Core AMD Athlon XP

 
V-Core L11
<tdbgcolor="#34415f">   1</tdbgcolor="#34415f"> 2 3 4 5
1,100 V         X
1,125 V       X  
1,150 V       X X
1,175 V     X    
1,200 V     X   X
1,250 V     X X  
1,250 V     X X X
1,275 V   X      
1,300 V   X     X
1,325 V   X   X  
1,350 V   X   X X
1,375 V   X X    
1,400 V   X X   X
1,425 V   X X X  
1,450 V   X X X X
1,475 V X        
1,500 V X       X
1,525 V X     X
1,550 V X     X X
1,575 V X   X    
1,600 V X   X   X
1,625 V X   X X  
1,650 V X   X X X
1,675 V X X      
1,700 V X X     X
1,725 V X X   X  
1,750 V X X   X X
1,775 V X X X    
1,800 V X X X   X
1,825 V X X X X  
1,850 V X X X X X


Übertakten bis ans Maximum

Zwar kann man nicht jede CPU gleich gut übertakten, aber um einen Eindruck zu bekommen, wie weit man einen bestimmten Prozessor übertakten kann, könnt Ihr mal einen Blick auf die "Hall Of Fame der Übertaktungen" werfen. Wenn Ihr es nicht schafft, Euern Prozessor so weit zu übertakten, wie man anhand einiger Beispiele in dieser Datenbank sehen kann, sollte Euch nicht beunruhigen, denn diese Werte sind Maximalwerte, die nur durch eine optimale Kühlung und Hardware möglich sind.