Test der Radeon 9200 SE

Viele preisbewusste 3D-Spieler können der Verlockung nicht widerstehen, eine angeblich aktuelle Spielekarte in Form der Radeon 9200 SE für einen Preis von 45 Euro aufwärts zu erwerben. Der sehr niedrige Preis für eine Grafikkarte aus der aktuellen Radeon 9***-Serie lässt so manchen schwach werden, denn viele denken sich, dass die Radeon 9200 SE zwar nicht die stärkste Grafikkarte sein wird, aber es sollte möglich sein, in aktuellen Spielen eine zufrieden stellende zu erreichen.

Doch dies ist bei dieser Grafikkarte leider nicht der Fall. Anders als beispielsweise bei Microsoft, wo Windows 98 SE für Second Edition, also für eine bessere, überarbeitete Version steht, so bedeutet das SE bei der Radeon 9200 "Selected Edition". Die Radeon 9200 SE ist eine eingeschränkte Version der handelsüblichen Radeon 9200. Neben den niedrigeren Taktraten macht dieser SE-Version vor allem das 64 Bit-Speicherinterface zu schaffen, was den Speicherdurchsatz des Grafikspeichers deutlich reduziert. 64 Bit waren selbst zu TNT-Zeiten nicht üblich und heutzutage sind 256 Bit keine Seltenheit. Alles in allem sind 64 Bit nicht zeitgemäß und reduzieren die Leistungsfähigkeit drastisch.

ATI Radeon SE Verpackung

Nichts für Spieler - Radeon 9200 SE


Wenn man sich nun überlegt, dass die Radeon 9200 zu fast 100% auf den Radeon 8500 basiert, lediglich auf einen AGP 8x zurückgreifen kann, dazu noch die krassen Einschnitte am Speicherinterface (64 Bit) und die niedrigen Taktraten (200 Chip/333 Speicher) hinzurechnet, sieht man schnell, dass die Radeon 9200 SE für heutige Anwendungen nicht mehr über ausreichende Leistungsreserven verfügt. Ganz davon abgesehen, dass sie nur DirectX 8.1 unterstützt und somit auch nicht aktuellen grafischen Features mitbringt. Viele Benchmarks zeigen, dass Grafikkarten, die lediglich für DirectX 8 ausgelegt sind, unter DirectX 9 drastisch einbrechen. Somit werden mit Sicherheit kommende Spiele wie Doom III und Half Life 2 in einer Dia-Show ausarten.

Benchmark

Theoretische Werte hin- und her, was zählt sind Benchmarks, die auf die Leistungsfähigkeit zurückschließen lassen. Leider hatte ich nur die Möglichkeit, das System mit 3D Mark 2001 SE zu testen, da ich Probleme mit der Installation von 3D Mark 2003 hatte (defekte Installationsdatei). Aber selbst der Wert von 3D Mark 2001 SE zeigt die schlechte Leistungsfähigkeit der Radeon 9200 SE. Das System, mit dem ich diese Grafikkarte getestet hatte, war ein Intel Pentium 4 3066 HT, 512 MB DDR PC333, 160 GB HDD und Windows XP PRO. Somit war die Testumgebung mehr als ausreichend.

Das Testsystem
Prozessor Intel Pentium 4 3066 HT
Arbeitsspeicher 512 MB DDR PC333
Grafikkarte ATI Radeon 9200 SE
Grafikspeicher 128 MB DDRAM
Chiptakt 200 Mhz
Speichertakt 333 Mhz


Bevor ich den 3D Mark 2001 SE durchlaufen lies, vermutete ich zwar, dass die Radeon 9200 SE nichts Besonderen erreichen wird, aber als ich dann sah, dass die Frameraten bei manchen Szenen stark in den Keller fielen, wusste ich, dass diese Karte sehr weit unten anzusiedeln war. Nach ein paar Minuten hatte ich das Ergebnis dann schwarz auf weiß. 4351 Punkte, da erreicht eine Geforce 4 MX oder eine Geforce 2 GTS mehr Punkte.

ATI Radeon SE Benchmark


Übertakten

Was bleibt einem enttäuschten PC-Spieler übrig, wenn er ein solches Grafikboard in seinem Rechner hat? Die Lösung lautet oftmals übertakten. Dieses habe ich mir dann auch mit der Radeon 9200 SE vorgenommen und konnte sie sehr gut übertakten. Um die Taktraten zu ändern, benutzte ich PowerStrip und hob die Taktraten des Chips und des Speichers langsam in 5 Mhz-Schritten an. Zwischen den Erhöhungen ließ ich immer wieder kurz 3D Mark 2001 SE durchlaufen, um die Grafikkarte zu überprüfen, ob sie bei diesem Takt keine Pixelfehler erzeugt bzw. instabil wird.

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200/166 (333 DDR) OK
220/185 (370 DDR) OK
220/195 (390 DDR) OK
220/200 (400 DDR) OK
220/205 (410 DDR) OK
220/215 (430 DDR) OK
230/218 (436 DDR) OK
 


Ich hätte gerne die Taktraten noch etwas höher gesetzt, aber bei diesen Taktraten waren bei PowerStrip die Grenze bis zum Anschlag eingestellt. Sicherlich hätte man da mit dem RadClocker oder einem anderen Tuning-Tool mehr Erfolg gehabt. Trotzdem, ein beachtlicher Erfolg, denn die Karte zeigte keinerlei Anzeichen von Instabilitäten bzw. Pixelfehler. Ich war natürlich gespannt, was die Radeon 9200 SE bei diesem Takt für Punkte beim 3D Mark 2001 SE  erreicht. 4724 Punkte sind zwar eine deutliche Steigerung von 9%. trotzdem sind 4700 Punkte einfach zu wenig.

ATI Radeon SE Benchmark

4.724 Punkte im übertakteten Zustand


Wenn man sich einmal überlegt, dass eine Radeon 9200 Pro, welches auch alles andere als eine High-End-Grafikkarte ist, mindestens 7.500 Punkte im 3D Mark 2001 und 700 Punkte im 3D Mark 2003 erreicht, möchte man gar nicht daran denken, wie die Radeon 9200 SE in letzteren Benchmark abschneidet.

Fazit

Die Radeon 9200 SE ist absolut keine Spieltaugliche Grafikkarte. Selbst Anwender, die keinen Wert auf Spiele legen und vielleicht zwischendurch mal ein PC-Spiel in die Finger bekommen, werden schnell den Spaß an dieser Grafikkarte verlieren. Die Radeon 9200 SE ist lediglich für Office-Anwendungen oder zum Anschauen von Videos brauchbar. Und hier ist sie auch ganz brauchbar, denn die Grafikkarte kommt mit einem Passiv-Kühler aus und ist somit absolut lautlos.

Geschrieben am 18.01.2004 von Meik Schmidt