Smartphone-Ortung mit Android 4 Boardmitteln
Nachdem wir in diesem Artikel ausführlich über die Möglichkeiten des Diebstahl-Schutzes für Smartphones berichtet haben, widmen wir uns in diesem Artikel um den Schutz eines Android 4.1-Smartphones. Am Beispiel eines Samsung Galaxy S3 mini werden die standardmäßig zur Verfügung stehenden Boardtools des Android-Betriebssystems vorgestellt, welche dem Besitzer nach Verlust des Smartphones zur Verfügung stehen.
Der Praxistest: ein Samsung Galaxy SIII mini (GT-I8190)
soll mit Android 4.1.2 Boardmitteln geortet und gesperrt werden
Konkret stellt sich die Frage: wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man ein Android 4 Smartphone mit einer Standard-Konfiguration bzw. -Installation nach einem Verlust orten, sperren und nachträglich wiederfinden kann.
Folgende Aspekte werden analysiert:
- Ist die Remote Ortung via Googles Android Gerätemanager möglich?
- Kann ich das Smartphone remote sperren?
- Kann ich das Smartphone remote löschen?
- Kann ich verhindern, dass der Finder das Smartphone mit einem anderen Google-Konto aktivieren kann?
Vorweg sei gesagt, dass die Ortung, Sperrung und Löschung möglich ist, diese aber standardmäßig nicht aktiv ist. Eine grundsätzliche Diebstahlsperre gibt es leider nicht.
Dieser Artikel ist Teil der folgenden Artikelserie:
1. Hauptartikel: Diebstahl-Schutz für Smartphones
2. Standardschutz der drei Ökosysteme
2.1 Android 4 Smartphone-Ortung, Sperrung, Löschung mit Boardmitteln
2.2 iPhone (coming soon...)
2.3 Windows Phone (coming soon...)
3. Schutz mit modifiziertem Android
3.1 Vorbereitung: Smartphone rooten, Vollbackup erstellen, ClockWorkMod
4. Anti-Diebstahl-App
4.1 Cerberus Anti-Theft
4.2 Cerberus im Praxistest - Diebstahlszenario
Standardeinstellungen in Android 4.1.2
Ein einfacher und sehr effektiver Test, ob das Galaxy S3 mini korrekt für eine Ortung eingerichtet ist, lässt sich über den Android Gerätemanager durchführen. Dazu schaltet man das Smartphone ein und startet im Android Gerätemanager eine Ortung.
Standardmäßig ist die Ortung und Remote-Sperre in Android 4.1.2 nicht aktiv.
Standortberechtigungen sind deaktiviert und Sperren/Löschen muss erst noch eingerichtet werden.
Die Meldung besagt, dass eine Remote-Ortung nicht möglich ist, da die entsprechenden Einstellungen auf dem Smartphone nicht aktiviert sind. Vereinfacht gesagt: die wichtigen Funktionen Ortung, Sperrung und Löschen sind standardmäßig deaktiviert und der Besitzer muss eigenständig aktiv werden.
Ortung aktivieren - Standorteinstellungen
Beginnen wir mit der ersten Stufe, der Ortung. Grundsätzlich müssen zwei Sachen aktiviert werden: GPS-Ortung/Datenverbindung und der Zugriff des Android Gerätemanagers.
Da es sich einerseits um Geräteeinstellungen und andererseits um Rechte für Googles Online Dienst ist, findet man die Einstellungen an unterschiedlichen Orten. GPS/Datenverbindung liegt in den Geräteeinstellungen unter Standortdienste. Für alle Google-spezifischen Einstellungen gibt es eine separate "App" namens Google-Einstellungen. Hier konfiguriert man den Android Gerätemanager bzw. dessen Berechtigungen.
Android- vs. Google-Einstellungen
Nachdem man die Einstellungen wie auf dem obigen Bild aktiviert hat, sollte man mit Google Maps prüfen, ob GPS grundsätzlich aktiv ist und funktioniert. Das ist quasi der Test auf Geräteseite, ob die GPS-Funktionalität gegeben ist.
Test, ob Google Maps eine GPS-Verbindung aufbauen kann
Wenn alles erfolgreich eingerichtet ist, sollte die Ortung in Googles Android Gerätemanager funktionieren und den Standort des Smartphones anzeigen. Diese Funktion ist sehr hilfreich, wenn man das Smartphone lediglich verlegt hat.
Ortung über Googles Gerätemanager ist erfolgreich.
Das gilt nur für die Ortung. Sperren & Löschen steht noch auf Status "einrichten"
Remote sperren und löschen aktivieren
Die Remote-Ortung ist nur die halbe Miete. Was ist, wenn ein Dieb das Smartphone nicht mehr herausrücken will? Dann möchte man das Smartphone aus der Ferne sperren oder sogar löschen. Auch dies muss erst aktiviert werden, was man bequem über den Android Gerätemanager durchführt. Einfach das Smartphone auswählen und in dem Popup-Fenster auf Sperren und Löschen einrichten klicken:
Anschließend wird man auf dem Smartphone - in diesem Fall dem Samsung Galaxy S3 mini - dazu aufgefordert, die Funktionen Remote Sperren und Löschen zu aktivieren. Die Einstellungen nimmt man in den Google-Einstellungen vor:
Links: Aufforderung, die Remote-Sperrung und -Löschfunktion zu aktivieren
Rechts: Google Einstellungen für den Gerätemanager
Remote Sperrung durchführen
Der beste Test, um die neue Konfiguration zu prüfen, ist das Durchführen einer Remote-Sperre. Dies tun wir wieder über den Gerätemanager:
Remote Sperren via Browser in Googles Android Gerätemanager
Für die Sperre legt man zuerst ein Passwort fest, mit welchem man das Smartphone nach der Sperrung freischaltet. Zusätzlich werden für den Finder eine Nachricht und Kontakt-Telefonnummer gesetzt.
Smartphone sperren und dem Finder/Dieb eine Nachricht mitteilen
Und hier das Ergebnis auf dem Samsung Galaxy S3 mini. Das Smartphone wird wie von Zauberhand gesperrt und zeigt die von uns zuvor festgelegte Nachricht an. Das Entsperren ist nur mit dem gesetzten Passwort möglich.
Auf dem Galaxy S3 mini erscheint die zuvor eingegebene Nachricht. Es lässt sich nur
noch mit dem festgelegten Passwort entsperren
Wichtig ist, dass der Finder nicht auf die Daten zugreifen kann. Schließt man das Smartphone an den PC an und ist das Smartphone nicht verschlüsselt bzw. passwortgeschützt, so liegen die Daten für jedermann offen. Die gute Nachricht ist, dass während der Sperre des Smartphones der Zugriff auf den Telefonspeicher nicht möglich ist. Die Daten sind vorerst geschützt.
Obwohl das der Telefonspeicher nicht verschlüsselt ist, kann Windows nicht auf die Daten zugreifen,
wenn das S3 am PC angeschlossen wird. Der Telefonspeicher wird nicht angezeigt
Remote Löschen durchführen
Hat man die Hoffnung aufgegeben, dass Smartphone wieder in seinen Händen zu halten, bleibt bei Android 4 die letzte Möglichkeit, das Smartphone zu löschen. Voraussetzung ist, dass die Funktionen in den Google-Einstellungen (siehe Bild weiter oben) und in den Smartphone-Einstellungen unter dem Punkt Geräteadministratoren ("Sperren des Gerätes oder Löschen Ihrer Daten über Andriod Gerätemanager zulassen") aktiv sind.
Remote Sperren muss in den Einstellungen aktiviert werden
Das Löschen des Smartphones wird wieder kinderleicht über den Browser durchgeführt. Nach einem unmissverständlichen Hinweis wird das Android Smartphone wieder wie von Geisterhand vollständig gelöscht (Factory Reset / Zuücksetzen auf Werkseinstellungen):
Mithilfe eines normalen Webbrowsers kann das Smartphone zurückgesetzt werden
Und nun die große Frage: kann der Finder nach der Remote-Löschung das Smartphone mit einem anderen Google Konto aktivieren und es somit problemlos weiternutzen? Die Antwort ist Ja. Leider.
Trotz Remote Sperrung kann das Android-Smartphone mit einem
anderen Google-Konto aktiviert werden. Ein Dieb kann das S3 mini problemlos weiter nutzen
Somit kann das verlorene Smartphone mit Android 4 und kleiner nicht gegen Mißbrauch durch den Finder geschützt werden.
Fazit
Wer ein altes Smartphone wie dem Samsung Galaxy S3 mini und der damit verbundenen alten Android-Version nutzt, standardmäßig nicht gegen einen Diebstahl geschützt, da Google wichtige Funktionen wie der Remote-Ortung und -Sperrung nicht aktiviert hat. Der Besitzer muss präventiv aktiv werden und die beschriebenen Funktionen vor einem Verlust aktivieren, was in den meisten Fällen wahrscheinlich nicht gemacht wird.
Wer die Funktionen Remote-Ortung, -Sperrung und -Löschen in Googles Android Gerätemanager aktiviert hat, gute Chancen sein Smartphone wiederzufinden, wenn er es lediglich verlegt hat. Ist das Smartphone in Diebeshände gefallen, dann bleibt einem nur die Remote-Sperrung oder -Löschung, so dass der Dieb keinen Missbrauch mit den persönlichen Daten anstellen kann.
Das Smartphone aber vor einer Reaktivierung mit einem neuen Google Konto zu sperren oder sogar das nachträgliche Orten des Smartphones ist nicht möglich. Hier benötigt man eine aktuelle Android-Version ab Version 5 oder zusätzliche Anti-Theft-Software, was wir in dieser Serie ausführlich beschreiben.