Tablets für Kinder im Vorschul-Alter (3-7 Jahre)
Was haben wir früher nur ohne Smartphone und Tablet gemacht? Diese Frage stellen sich viele Eltern mit einem dezenten Schmunzeln auf den Lippen und weisen eher auf die Tatsache hin, dass der eigene Nachwuchs oftmals auf magische Art und Weise ruhig gestellt werden kann, wenn "Peppa Wutz", "Bob die Bahn", "Toggolino" oder "KiKa" auf dem Tabelt angeworfen wird. Smartphones, Tablets und letztendlich Computer haben auf Kinder eine ebenso magische Anziehungskraft wie für uns Erwachsene, da es doch so viel zu entdecken und lernen gibt. Auch wenn Eltern sich erst einmal strikt gegen den Konsum digitaler Medien wehren, spätestens auf der Reise in den Sommerurlaub inklusive Stau in der Bruthitze auf der A7 zieht auch der letzte Digital-Verweigerer das Tablet aus der Tasche, um den Nachwuchs auf den hinteren Bänken ruhig zu stellen.
Dabei ist ein Tablet für Kinder nichts Verwerfliches. Im Gegenteil: wir leben in einer digitalen Zeit und wir müssen uns von dem Gedanken entfernen, dass unsere Kinder ihre ersten 18 Jahre ausschließlich mit Spielen in der Natur verbringen werden. Wichtiger ist es, dass die Nutzung eines Tablets altersgerecht ist. Klicksafe, eine Inititative der Europäischen Union, empfiehlt beispielsweise eine Nutzungsdauer für 4-7 Jährige von 20 Minuten pro Tag. Aber auch die Inhalte müssen überwacht werden. Die von uns geschätzte Freiheit und Grenzenlosigkeit des Internets bringt aber auch den "schwarzen Dämonen der Böshaftigkeit" mit sich: wir sind jederzeit und überall nur einen Klick von pornografischen, gewaltverherrlichenden, diskriminierenden und weiteren nicht jungendfreien Inhalten entfernt!
Wenn Kinder Tablets nutzen (und wir sind der Meinung, sie sollten das tun), müssen diese dabei begleitet werden und da man als Elternteil nicht ständig danebensitzen möchte, ist der Einsatz von speziellen Kinder-Tablets empfehlenswert.
Was macht ein Kinder-Tablet aus?
Ein Tablet für Kinder ist prinzipiell ein ganz normales Tablet. Es besteht wie jedes Tablet bzw. Computer aus Display, Prozessor, Arbeitsspeicher usw. Bei dem bekannten Kinder-Tablet aus dem Hause Amazon beispielsweise ist das Amazon Fire HD Kids technisch identisch zum normalen Amazon Fire HD. Die Kids Variante wird zusätzlich mit einem extra robusten Case geliefert, so dass es besser in Kinderhänden gehalten werden kann und auch Stürze aushält.
Das Herz eines Kinder-Tablets ist die Software bzw. die installierten Apps. Allen voran eine Kindersicherung, mit den Eltern die Nutzungsdauer und -Art vorgeben können:
- Nutzungszeiten
Eltern geben vor, zu welchen Zeiten und mit welcher Dauer der Nachwuchs das Tablet nutzen darf - Nutzung nur bestimmter Apps
Eltern legen fest, welche Apps der Nachwuchs nutzen darf - Schutz vor Nicht-Altersgerechten Inhalten
Das Surfen im Internet kann durch Eltern eingeschränkt. Dabei werden nicht kinderfreundliche Inhalte wie beispielsweise Pornografie standardmäßig geblockt. - Eingeschränkte Systemumgebung
Kinder arbeiten in einer eingeschränkten Umgebung, können also weder Apps installieren noch irgendwelche Systemeinstellungen vornehmen
Aber nicht nur das Thema Sicherheit, sondern auch die Usability ist bei Tablets für Kinder ein wichtiger Aspekt. Hierfür gibt es spezielle Launcher, die eine kinderfreundliche, bunte und einfache Oberfläche anbieten, in der sich die Kinder eigenständig und schnell zurecht finden.
Kann ich selbst ein Tablet in ein Kinder-Tablet verwandeln?
"Man nehme ein x-beliebiges Tablet, kauft eine Schutzhülle dazu, installiert eine Kindersicherung und einen speziellen Launcher wie Kids-Place, um eine kinderfreundliche Oberfläche zu bekommen. Fertig ist das Kinder-Tablet". In der Theorie stimmt das und die großen Hersteller wie Amazon, Samsung, Odys & Co. setzen das entsprechend um, aber in der Praxis gestaltet es sich dann doch etwas schwieriger, um ein Tablet wirklich sicher einzuschränken und kinderfreundlich zu machen.
Kids Place ist eine sehr weit verbreitete Kindersicherung für Android. Die Installation ist nicht so einfach, wie dargestellt, und eine Fehler bei der Konfiguration können dazu führen, dass der Nachwuchs die Kindersicherung umgehen können.
In unserem Test und einem Android 9 Smartphone konnte die Kindersicherung problemlos umgangen werden, was das folgende Video zeigt:
Marktüberblick Kinder-Tablets 2020
So viel zur Theorie, aber welche Kinder-Tablets sind im Jahr 2020 auf dem Markt verfügbar? Wir empfehlen ein vollwertiges Android-Tablet oder iPad und raten von einfachen Geräten unterhalb der 100 Euro Marke ab. Meist handelt es sich hierbei um simple Einsteiger-Geräte mit einer abgespeckten bzw. veralteten Android-Version, die im Funktionsumfang stark eingeschränkt sind. Man sollte nicht vergessen, dass der Nachwuchs schnell wächst und damit auch die Anforderungen. Dann ärgert man sich, wenn man eine App nicht installieren oder bestimmte Medien nicht abspielen kann.
Für einen guten Marktüberblick sollte man einen Tablet-Finder wie beispielsweise den von billiger-telefonieren.de aufsuchen. Hier bekommt man ein Gefühl dafür, in welchen Preisregionen aktuelle Tablets liegen und welche Leistungsdaten, Ausstattung und Features diese bieten. Außerdem erkennt man schnell, welche Hersteller die Marktführer bzw. am Markt stark vertreten sind und so kann man gezielt nach verfügbaren Kinder-Tablets eines bestimmten Herstellers suchen.
Wir sind auf diese Weise vorgegangen und haben folgende drei Kinder-Tablets ausfindig gemacht:
Amazon Fire HD - Kids Edition
Amazons Tablets werden oft in Kaufberatungen empfohlen, da sie ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Auch wir haben das Amazon Fire HD als günstiges Tablet empfohlen. Letztendlich verdient Amazon aber weniger durch den Verkauf des Tablets selbst, sondern über die späteren Käufe aus dem Amazon Store (Hörbücher, Spiele usw.). Man sollte also wissen, dass die Hardware stark subventioniert ist und Folgekosten entstehen können.
Aktuell bietet Amazon die Modelle Fire HD 10 Kids Edition, Fire HD 8 Kids Edition und Fire HD 7 Kids Edition an. Die Modelle unterscheiden sich vor allem in der Display-Größe (10", 8" und 7") und auch in der Hardware-Ausstattung. Für Kleinkinder und Kinder sind die Leistungsdaten ausreichend, da die Anforderungen noch sehr gering sind, aber gerade das 7er Tablet ist mit 1 GB RAM, einem Quad-Core mit 1,3 GHz und einer Auflösung von 1024x768 sehr spartanisch eingerichtet. Dafür bekommt man das Gerät für einen Preis von knapp unter 100 Euro (Stand 08/2020). Die Leistung steigert sich beim Fire HD 8 und Fire HD 10, gleichzeitig aber auch der Preis.
Amazon punktet vor allem mit einer überragenden Kindersicherung namens "FreeTime" und einer großen Auswahl an Medien für Kinder. Ziel ist nicht nur die Freizeitbeschäftigung, sondern auch das Lernen mit einem Tablet. Auf der Amazon-Webseite ist es auf den Punkt gebracht:
"FreeTime Unlimited bietet eine Vielfalt an beliebten Büchern, Spielen, Audible Hörbüchern und Hörspielen, Videos und Lern-Apps von bekannten Marken und Figuren wie Disney, LEGO, Ravensburger, Bibi & Tina, Die Drei ???, Conni, Paw Patrol und viele mehr für jedes Alter."
Nachteil, und wahrscheinlich das K.O.-Kriterium ist der hohe Preis, denn FreeTime schlägt zusätzlich mit 4,99 Euro im Monat zu Buche. Hier muss man selbst entscheiden, ob einem das große Angebot aus dem Amazon-Store Wert ist.
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Samsung Kids Edition Galaxy Tab
Samsung bietet aktuell ein Kinder-Tablet an: das Kids Edition Galaxy Tab A 10.1". Hierbei handelt es sich um ein auf Kinderbedürfnisse angepasstes Galaxy Tab 10.1. Im Vergleich zu Amazon ist das Tablet nicht nur günstiger (ca. 169 Euro, Stand 08.2020), sondern auch noch leistungsstärker und hat eine höhere Bildschirmauflösung.
Auch Samsung bietet ebenfalls einen Kindermodus an, über welchen die Eltern die Nutzung einschränken können. Samsung kann nicht mit dem Amazon-Store mithalten, aber Apps, Hörbücher, Spiele können teils kostenfrei, teils kostenpflichtig heruntergeladen werden. Hier muss jeder für sich entscheiden, ob ein Abo-Modell a la Amazon ggf. die bessere Wahl ist oder nicht.
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Kindersicherung auf dem iPhone, iPad oder iPod
Apple selbst bietet keine speziellen Kindertablets an. Wer trotzdem für seine Kinder auf den angebissenen Apfel nicht verzichten möchte, der greift zu einem gewöhnlichen iPad und muss dieses auf eigene Faust absichern. Leider bietet Apple keine zentrale Kindersicherung an, sondern man schränkt das iPad über mehrere einzelne Einstellungen wie "Bildschirmzeit", "Beschränkungen" oder "Webinhalte verhindern" ein. Hier liegt die Gefahr, dass die Eltern durch Fehlkonfiguration das iPad nicht 100%ig einschränken. Hinzu kommt, dass es keine spezielle Kinder-Oberfläche gibt und der Nachwuchs mit der iOS-Oberfläche zurechtkommen muss.
Wir finden, dass die Punkte kein Ausschluss-Kriterium sein müssen und ein herkömmliches iPad sehr gut für den Nachwuchs eingesetzt werden kann. Zum einen lernen Kinder schnell ein Tablet zu bedienen und daher ist eine spezielle Benutzeroberfläche für Kinder nice-to-have, aber keine Pflicht. Und dann gibt es noch einen viel wichtigeren Punkt: Vertrauen. Eltern erarbeiten mir ihren Kindern zusammen feste Regeln und machen eine Kindersicherungs-Software obsolet. Das gilt nicht nur für iPads, sondern für jedes beliebige Tablet.
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Sonstige Anbieter
Folgende Tablets werden im Netz immer wieder genannt, aber aufgrund des Alters nicht in diesem Test berücksichtigt:
- Odys JuniorTab 8 Pro
Sehr alt, veröffentlicht im Jahr 2015 - Medion Junior Tab S7322
Sehr alt, veröffentlicht im Jahr 2014 - Vtech Storio Max 7
Android 4.2.2 sehr veraltet
Fazit
Tablets sorgen nicht nur für ruhige Kinder und das sollte auch nicht das Haupt-Kaufargument. Kinder lernen spielerisch die digitalen Medien kennen und wir alle wissen, dass es unzählige Apps und Medien gibt, mit den Kindern das Lernen vereinfacht wird. Damit die Nutzung von aus Elternsicht ungeliebten Apps wie TikTok nicht ausufert, müssen Nutzungsdauer und -Art eingeschränkt werden.
Wir raten von einer manuell eingerichteten Kindersicherung ab, da der Nachwuchs schnell die Lücken findet und die Einschränkungen von Mama & Papa herausfindet. Und wer möchte schon das Spiel "Hacker vs. SysAdmin" im heimischen Wlan nachspielen. Hier sei aber gesagt, dass es eine Altersfrage ist. Ein vierjähriges Kind wird nicht in die Versuchung kommen, eine Kindersicherung auszuhebeln.
Ein spezielles Kindertablet hilft den Eltern, da hier von Werk aus eine Kindersicherung installiert ist. Der Markt ist aber übersichtlich und klassische Hersteller von Kinderspielzeug wie Vtech haben vor einigen Jahren Modelle auf dem Markt gebracht, aber den Weg nicht konsequent verfolgt. In diesem Artikel haben wir letztendlich nur zwei Anbieter gefunden: Amazon und Samsung. Die Entscheidung ist schnell getroffen: möchte ich das große Angebot aus dem Amazon-Store nutzen und dafür monatlich bezahlen oder will ich Apps, Hörbücher & Co. bei Bedarf bezahlen.