Das richtige NAS für Home-Office und Hobby-Fotografie finden

Dieser Artikel ist ein persönlicher Erfahrungsbericht, wie man das perfekte NAS für den privaten Einsatz in den heimischen vier Wänden findet. Ich habe mich lange Zeit gegen den Einsatz eines NAS gewehrt, obwohl eines meiner Hobbies die Fotografie und Videoschnitt ist, welches viele Daten produziert und die ich auch überall sowohl zu Hause aber auch unterwegs am Laptop bearbeite. Bis dato hantierte ich klassisch mit externen USB-Festplatten, was grundsätzlich gut funktioniert und einen guten Kompromiss aus Mobilität und Sicherheit (Festplatte ist verschlüsselt) bietet.

NAS Synology DS720+ im Test 

Schlussendlich gibt es einen Hauptgrund, warum jetzt ein Synology DS 720+ seinen Dienst verrichtet. Die Bilder und Videos sollen zu Hause leicht zugreifbar sein, beispielsweise durch den Smart-TV, um diese der Familie und den Freunden zu zeigen. Mit einer VeraCrypt-verschlüsselten externen Festplatte ist dies nur auf dem Laptop möglich und es ist doch so: man fotografiert die schönsten Bilder, schneidet die spannendsten Videos, damit sie anschließend auf der Festplatte verstauben. Da moderne NAS als Multimedia-Station agieren, ist es kinderleicht und bequem, die Bilder einfach am TV anzuzeigen.

Auch hat sich das ständige Anschließen und Entschlüsseln der externen Festplatte mit der Zeit als nervig erwiesen. Vor allem das ständige Fragen der lieben Frau, wenn sie mal wieder versucht, auf Daten, Bilder oder Videos zuzugreifen.

In diesem Artikel zeige ich vielleicht aus einem etwas anderen Blickwinkel, worauf es bei einem NAS wirklich ankommt und welche Fehler man beim Thema Sicherheit/Privatsphäre und Datensicherung nicht machen sollte.

Mein altes Setup: externe Festplatte, Synchronisation mit weiteren externen Festplatten

Ca. 1,2 Terabyte Daten haben sich angehäuft und das sind überwiegend private Bilder, Videos und Dokumente. All diese Daten sind auf einer externen Festplatte gespeichert, welche wiederum mit Veracrypt verschlüsselt sind. Somit kann ich sicher, überall und von jedem beliebigen PC auf die Daten zugreifen. Festplatte via USB anschließen, Passwort eingeben, Fertig! Für VeraCrypt gibt es auch einen portablen Client, so dass eine Installation entfällt, was praktisch ist, wenn man an fremden PCs arbeitet.

  • Vorteil: Zugriff auf die Daten überall möglich
  • Risiko: Verlust der Daten durch Diebstahl oder Defekt.

Aus diesem Grund ist ein regelmäßiges Backup notwendig, welches ich auf weiteren externen USB-Festplatten erledige. Ca. einmal im Monat schließe ich die externen Festplatten an und damit das Backup nicht ewig dauert, kopiere ich nicht einfach die Daten, sondern synchronisiere die beiden Festplatten mittels rsync. Somit werden nur die Änderungen übertragen. Im Falle, dass jemand meine Festplatte aus dem Rucksack klaut oder dieser ins Wasser fällt und einen Wasserschaden verursacht, habe ich eine 1:1 Kopie im Keller liegen.

Dieses Prinzip ist simpel, sicher und hat sich über Jahre bewährt.

Warum ich mich lange Zeit gegen ein NAS gewehrt habe?

Private Bilder und Videos, persönliche Dokumente wie Gehaltsabrechnungen, eingescannte Versicherungsschreiben usw. sollten an einer zentralen und sicheren Stelle liegen, damit u.a. das Backup einfach, vollständig und regelmäßig erfolgen kann. Ich habe somit sehr sensible Daten gespeichert und daher stufe ich das Thema Sicherheit als sehr wichtig ein. In meinen Augen sprechen folgende Punkte gegen ein NAS:

  • Angriffspunkt WLAN
    Ein NAS ist im heimischen Netzwerk angeschlossen, welches wiederum über das WLAN außerhalb der vier Wände angreifbar ist. Läuft ein NAS nun 24/7 am Tag, so könnte jemand Zugriff auf die Daten bekommen. Der Aufwand ist hoch und die Wahrscheinlichkeit gering, aber es ist theoretisch möglich und lässt mich etwas unruhiger schlafen.
  • Cloud-Dienste, Remote-Zugriff & Co. sind keine Option
    Ein heimisches NAS, welches via DynDNS über das Internet verfügbar ist, klingt verlockend. So kann man von überall auf der Welt auf die Daten zugreifen. Aber wie beim Punkt zuvor bereits erwähnt besteht die Gefahr, dass Unbefugte auf die Daten zugreifen können. Was beim WLAN die Nachbarn sind, somit wenige Leute sind, sind in diesem Fall die ganze Welt.
  • Stromverbrauch
    Ein weiteres Gerät, was Strom verbraucht und die meiste Zeit im IDLE-Betrieb sich (unnötig) langweilt.
  • Weiteres IT-Gerät, welches administriert werden will
    Zu Hause mag ich es einfach. Möglichst wenig Geräte, denn ein NAS will auch mit Updates versorgt und administriert werden.

Anforderungen definieren: was brauche ich und RAID ersetzt kein Backup?!

Mit zunehmendem Alter, mehr Verpflichtungen und mangelnder Zeit spart man sich den intensiven Wettbewerbsvergleich und vertraut der Masse, so dass ich relativ schnell bei einem der führenden NAS-Hersteller Synology gelandet bin. Es soll etwas solides, gleichzeitig aber auch nicht überdimensioniertes sein, so dass die Modelle Synology DS220+/DS420+/DS720+/DS920+ in die nähere Auswahl gekommen sind. Im wesentlichen unterscheiden sich die Modelle in folgenden Aspekten:

  • Rechenleistung
    Die DS220+ und DS420+ verwenden eine Dual-Core- (Intel Celeron J4025), die DS720+ und DS920+ eine Quad-Core-CPU (Intel Celeron J4125). Letztere ist nahezu doppelt so schnell, wenn man PassMark Glauben schenken mag (siehe hier und hier).
  • Virtualisierung
    Die kleine DS220+ unterstützt keine Virtuellen Images, dient also als reiner Multimedia- und Fileserver.
  • Anzahl Festplatten-Einschübe
    2 oder 4 Festplatten entscheiden darüber, wie hoch die maximale Speicherkapazität ist. Außerdem kann man nur mit 4 Festplatten ein Raid-5 aufbauen.
  • Erweiterung M.2 Festplatteneinschübe
    Die Geschwindigkeit kann mittels SSD-Speicher nochmals gesteigert werden.

Letztendlich habe ich mich für die DS720+ entschieden, weil ich zum einen Wert auf die Geschwindigkeit lege. Gerade bei vielen Bildern, Videos und Multimedia-Anwendungen muss das NAS leistungsfähig sein. Auch Dienste oder Software-Entwicklung ist möglich, da man auf dem NAS virtuelle Anwendungen laufen lassen kann.

Und ich habe mich bewusst für nur 2 Festplattenschächte entschieden. Und es wird bewusst nur eine Festplatte eingebaut. Und das hat auch einen einfachen Grund: ein RAID ersetzt keine Datensicherung!

Ein Raid kann entweder die Geschwindigkeit erhöhen (Raid-0) oder den unterbrechungsfreien Ausfall einer Festplatte (Raid-1) gewährleisten (siehe auch Artikel über Raid-Systeme). Letzteres ist für Anwendungen interessant, die eine hohe Verfügbarkeit vorweisen müssen. Aber brauche ich das im privaten Umfeld? Wenn eine Festplatte defekt ist, reicht es doch aus, wenn ich eine neue bestelle, diese ein paar Tage später per Post ankommt und ich ein Backup wieder einspiele.

Ein RAID-1 schützt aber nicht vor:

  • Versehentliches Löschen / Ändern von Dateien
  • Viren (Stichwort Verschlüsselung von Festplatten)
  • Diebstahl des NAS
  • Defekt des NAS
  • Sonstige Manipulationen von Daten

Also jegliche Anwenderfehler zerstören die Daten unwiderruflich, so dass ich meine Daten immer an unterschiedlichen Orten habe. Ein regelmäßiges Backup landet auf der externen Festplatte im Keller. Es ist schon passiert, dass ich auf meiner Haupt-Festplatte Daten gelöscht habe, die ich so einfach wiederherstellen konnte. Und ich gehe sogar soweit, dass ich jedes mal, wenn meine Festplatten an ihre Kapazitätsgrenzen kommen und neue angeschafft werden, die alten Festplatten bei meinen Eltern platziert werden. Sollte irgendwann das Worst Case Szenario eintreffen (Haus brennt ab, Diebstahl), habe ich zumindest einen Großteil der Daten weiterhin zur Verfügung.

Übrigens ein bewährtes Konzept aus der Systemadministration: Backups müssen an unterschiedlichen Orten liegen.

Synchronisieren, Arbeiten mobil und Zuhause, Backup-Strategie

Hier das Setup, welches eine perfekte Symbiose aus Mobilität und Sicherheit für mich darstellt. Zu Hause steht das NAS für alle Familienmitglieder und Smart-Devices wie dem TV zur Verfügung. Alle können die Daten auf dem NAS lesen, aber auch bearbeiten. Für Unterwegs nutze ich - wie gehabt - meine verschlüsselte externe Festplatte, welche eine 1:1 Kopie des NAS ist. Somit habe ich alle Dokumente und Daten auch unterwegs zur Verfügung, ohne dass das NAS über das Internet offen ist.

NAS ohne Cloud und trotzdem überall arbeiten
Die Offline-Variante ohne Cloud:
überall verfügbar, clevere 2-Wege-Synchronisation und sicheres Backup

Bei der Synchronisation zwischen dem NAS und der externen Festplatte findet eine Zwei-Wege-Synchronisierung statt, d.h. sämtliche Änderungen auf beiden Geräten werden auf das jeweils andere übertragen. Das gilt für neue Dateien, aber auch Änderungen und sogar Löschen (in einem zukünftigen Artikel werde ich dieses Prinzip intensiv testen und vorstellen).

Zusätzlich, in etwa einmal im Monat oder Quartal erfolgt ein Backup auf dritte Festplatte, um die oben genannten Risiken von Anwenderfehlern oder Viren entgegenzuwirken.

Synology DS 720+

Und hier einmal eine kurze Vorstellung des schmucken DS 720+: klein, kompakt und stromsparend.

Das Synology NAS DS720+
Synology NAS DS720+
Zwei Festplatten-Einschübe, wovon nur einer genutzt wird, reichen aus. Wir erklären, warum.
Zwei Festplatten-Einschübe besitzt das Synology DS 720+
Synology DS 720+ Rückseite mit 2x LAN für redundantes Netzwerk, 1x eSATA (Anschluss einer externen HDD) und 1x USB (bspw. für einen Netzwerkdrucker)
Synology DS 720+ Rückseite mit 2x LAN, 1x eSATA und 1x USB
2x M.2 NVMe SSD Anschlüsse, um das Betriebssystem zu beschleunigen oder die Filetransfers extrem zu beschleunigen.
2x M.2 NVMe SSD Anschlüsse
Das Synology DS720+ im ausgebauten Zustand
Das Synology DS720+ im ausgebauten Zustand
Wir nutzen eine einzige Western Digital DC HC320 Festplatte. Die Leistung der S-ATA 6 GB ist vollkommen ausreichend.
Western Digital DC HC320 Festplatte
Synology DS720+ Unterseite
 
 

Synology Drive - Zwei-Wege-Synchronisation

Die Zwei-Wege-Synchronisation wird auf dem NAS aktiviert und via Client-Applikation auf dem Rechner organisiert. Die Installation ist relativ einfach, welches die folgende Bilderstrecke verdeutlicht.

Über die Oberfläche des NAS kann der Synology Drive Client heruntergeladen werden
Synology Drive Installation
Installation des Synology Drive Client auf dem PC
Installation des Synology Drive Client auf dem PC
Einrichtung der Synchronisierung, so dass alle Daten auf der externen Festplatte und dem NAS synchronisiert werden.
Synchronisierung mit Synology Drive einrichten
Verbindung mit dem NAS herstellen
Verbindung mit dem NAS herstellen
Zusätzlich können Filter angegeben werden, damit nicht alle Daten synchronisiert werden.
Zusätzlich können Filter angegeben werden.
Zwei-Wege-Synchronisation, d.h. Änderungen sowohl auf der externen Festplatte als auch auf dem NAS werden auf beiden Geräten synchron gehalten.
Zwei-Wege-Synchronisierung des Synology DS720+
Welche Ordner sollen synchronisiert werden
Welche Ordner sollen synchronisiert werden
Nach Aktivierung der Synchronisierung fängt der Synology Drive Client mit der Indizierung der Daten an.
Indizierung des Synology Drive Clients
Das Synology DS 720+ bietet ein übersichtliches Monitoring an
Das Synology DS 720+ bietet ein übersichtliches Monitoring an
Das Synology DS 720+ bietet ein ausführliches Monitoring an. Hier die Auslastung des Arbeitsspeichers. Der Wert ist hoch, da nach dem Synchronisieren Videos und Bilder vom NAS zur Wiedergabe optimiert werden.
Monitoring des Synology DS 720+ - Auslastung Arbeitsspeicher
Auch die CPU hat ordentlich zu tun, um die Videos und Bilder zu berechnen. Die Auslastung reduziert sich gegen Null, wenn alle übertragenen Dateien optimiert wurden.
Monitoring des Synology DS 720+ - Auslastung CPU
Auslastung Festplatte
Monitoring des Synology DS 720+ - Auslastung Festplatte
Auslastung Netzwerk
Monitoring des Synology DS 720+ - Auslastung Netzwerk
 
 

Zusammenfassung

Für den privaten Bereich sind die Anforderungen an ein NAS nicht hoch und moderne Geräte sind auch in Sachen Performance stark genug, um einen Multimedia- und File-Server zu betreiben. Teuer wird es, wenn ein NAS mehr als 2 Festplattenschächte zur Verfügung stellen muss, aber wir haben gezeigt, dass ein NAS auch problemlos mit einer einzigen Festplatte betrieben werden kann. Ein RAID ersetzt kein Backup, sondern gewährleistet lediglich einen unterbrechungsfreien Betrieb. Wer darauf verzichten kann - und das kann der Großteil der Privatanwender - ist mit einem 2-Schacht-NAS bestens ausgestattet.

Wichtiger ist, dass der verbaute Prozesser und Arbeitsspeicher leistungsstark genug ist. Das Rendern bzw. Indizieren der Bild- und Videodateien nimmt viel Rechenleistung in Anspruch. Hier sollte man nicht sparen.

Die Zwei-Wege-Synchronisation von Synology macht einen sehr stabilen Eindruck und auch der Abgleich von Änderungen bzw. Löschvorgängen funktioniert verlässlich. Es wird in den nächsten Wochen ein weiterer Artikel erscheinen, wo die Zwei-Wege-Synchronisation im Detail getestet wird.

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