PC Diagnose Guide - Probleme erkennen und defekte Hardware reparieren

Dass ein PC-System streikt und sich partout nicht mehr starten lässt, kann viele Gründe haben, die nicht immer sofort ersichtlich sind. So könnte beispielsweise eine neu eingebaute oder sogar defekte Hardwarekomponente dafür sorgen, dass der PC das Einschalten mit einem schwarzen Bildschirm oder Windows den Bootvorgang mit einem Bluescreen quittieren. Welche Hardware verursacht aber das Fehlverhalten? Grafikkarte, Prozessor, Arbeitsspeicher, Festplatte, etc.? Eventuell liegt die Ursache gar nicht an der Hardware, sondern eine Fehlkonfiguration des Betriebssystems ist der Übeltäter.

PC Diagnose Guide - Was tun, wenn der PC streikt?

Die Liste der möglichen Fehlerquellen ist genau so lang wie die möglichen auftretenden Probleme. Für den Anwender bedeutet dies, dass eine Recherche im Internet nur mit viel Glück zum Erfolg führt und die unstrukturierte Fehlersuche unnötig Zeit kostet. PC-Erfahrung.de möchte in diesem Guide eine strukturierte Vorgehensweise erläutern, wie man eine fehlerhafte Hardware ausfindig machen und somit seinen PC wieder lauffähig machen kann. Im Prinzip kann jeder Anwender die Fehlerdiagnose für seinen PC erstellen, wenn man eine logische Fehlersuche durchführt.

Grundlagen und Vorbereitung

Wenn der PC nicht mehr richtig funktioniert und man einen Hardwaredefekt vermutet, gibt es eine Goldene Regel: "Verwende das Ausschlussverfahren!". Ein PC besteht nun mal aus vielen einzelnen Komponenten (CPU, RAM, Festplatte, CD-Laufwerke, Netzteil, etc), welche individuell zusammengestellt werden können. Im Prinzip kann jede Komponente die Fehlerursache sein, so dass man Schritt-für-Schritt jede Hardware als potentiellen Täter ausschließen muss.

Die einfachste Methode ist, wenn die Fehlermeldung ziemlich eindeutig ist. Wenn beispielsweise das System mit Grafikfehlern startet, könnte man überprüfen, ob die Grafikkarte richtig eingebaut ist. Wenn eine Ersatz-Grafikkarte zur Verfügung steht, bringt deren Einbau ggf. die Lösung. Eindeutig wird die Vermutung, wenn man die "defekte" Grafikkarte in einen zweiten PC einbaut und dort dieselben Fehler auftauchen. Aber in der Regel ist die Fehlermeldung nicht so eindeutig und nicht immer hat man eine Ersatzkomponente parat.

Der erste Schritt ist daher, jede Komponente, welche nicht für den Systemstart benötigt wird, abzuschalten. Im Klartext bedeutet dies, alle Komponenten außer Mainboard, Netzteil, Prozessor, Arbeitsspeicher, Grafikkarte und Festplatte vom Rest des Systems zu trennen. CD-Laufwerk, Steckkarten (Bsp.: PCI-TV-Karte) oder Peripheriegeräte (Drucker, Scanner, etc.) können somit ausgeschlossen werden und der Blick konzentriert sich auf die Kernkomponenten, sofern nicht das Problem bereits behoben wurde. Ist letzteres der Fall, so schließt man jede ausgebaute Komponente wieder an, bis man den Übeltäter ausfindig gemacht hat.

Fehlerdiagnose mit Ultimate Boot CD

Startet der PC mit den oben erwähnten Kernkompenten weiterhin nicht oder verursacht dasselbe Fehlverhalten, so kann man auf die Diagnosetools der kostenlosen Ultimate Boot CD zurückgreifen. Auf der bootfähigen CD befinden sich viele nützliche Diagnose-Programme, welche auch ohne laufendes Betriebssystem ausgeführt werden. Richtig, unsere Goldene Regel zieht hier wieder, denn durch das Booten der Ultimate Boot CD wird Windows, Linux oder Mac OS als Fehlerquelle ausgeschlossen.

pc diagnose mit ultimate boot cd
Die Ultimate Boot CD enthält viele nützliche Tools zur Fehlerdiagnose

Nachdem man von der Ultimate Boot CD gebootet hat, starten wir mit einem häufig vorkommenden Fehlerteufel, nämlich einem defekten oder nicht harmonierenden Arbeitsspeicher. Um den Arbeitsspeicher auf Fehler zu prüfen, nutzt man das altbekannte Memtest86. Auf der Ultimate Boot CD findet man unter Mainboard Tools - Memory Tests gleich zwei Versionen von Memtest86. Es ist im Prinzip egal, welche Version man einsetzt. Wichtig ist, dass man mindestens einen Durchlauf komplett absolviert und Memtest fehlerfrei durchläuft. Sofern ein Error angezeigt wird, sollte man handeln.

Memtest untersucht den Arbeitsspeicher auf Fehler
Memtest untersucht den Arbeitsspeicher auf Fehler

Wichtig: wenn Memtest einen Error ermittelt hat, bedeutet dies nicht gleich, dass ein Ram-Riegel defekt ist. Theoretisch könnte auch eine Kombination aus nicht miteinander harmonierenden Ram-Riegeln (unterschiedliche Hersteller, Typen, etc) die Fehler verursachen. Aus diesem Grund sollte man jeden Ram-Riegel einzelnd testen. Aber auch dann könnte noch das Mainboard eine Fehlerquelle sein (defekter Chipsatz). Das Ganze mag etwas verwirrend klingen, daher folgende Strategie:

Läuft mindestens ein Ram-Riegel fehlerfrei durch, fällt das Mainboard als Fehlerquelle beim Speicher weg. Erzeugt dann ein anderer, einzelner Ram-Riegel Fehler, so ist dieser die Fehlerursache.


Memtest86 sollte mindest einmal vollständig durchgelaufen sein (siehe Pass)
und keine Fehler ermittelt haben (siehe Errors)

Schauen wir uns eine andere, oftmals fehlerträchtige Hardwarekomponente an: die Festplatte. Um die Festplatte auf defekte Sektoren oder fehlerhafte Mechanik zu prüfen, eignet sich hervorragend das Programm Seatools von Maxtor/Seagate. Man findet es auf der Ultimate Boot CD unter Hard Disk Tools - Diagnostics - SeaTools for DOS (Maxtor/Seagate):

Untersucht Festplatten auf Fehler: Seatools von Maxtor/Seagate
Untersucht Festplatten auf Fehler: Seatools von Maxtor/Seagate

Nachdem man die Nutzungsbedingungen akzeptiert hat, kann man mit S (Short) einen Kurztest und mit L (Longtest) einen ausführlichen Test der Festplatte durchführen. Letzteres ist zu empfehlen, da die einzelnen Sektoren intensiv geprüft werden:

Einfach, aber absolut hilfreich: Seatools von Maxtor/Seagate
Einfach, aber absolut hilfreich: Seatools von Maxtor/Seagate

Auch hier sollten keine Fehler auftreten. Zumindest, was die Überprüfung der Sektoren betrifft. Anders sieht es bei den SMART-Werten aus. Hier stuft Seatools oftmals die Temperatur der Festplatte als zu hoch ein, was in der Regel ignoriert werden kann.

Kommen wir nun zur CPU. Es kommt sehr selten vor, dass eine CPU fehlerhaft ist. Aufgrund der integrierten Temperatursensoren moderner Prozessoren ist es quasi unmöglich, diese zu überhitzen und zu zerstören. Trotzdem lohnt sich ein Blick in die CPU-Tools der Ultimate Boot CD, da diese zum einen die CPU auf korrekte Berechnungen überprüfen und gleichzeitig diese bis zum Maximum auslasten. Letzteres kontrolliert einen stabilen Betrieb unter Volllast und ist daher auch bei Overclockern beliebt, um das System auf Stabilität zu prüfen.

Zu empfehlen ist das Programm StressCPU, welches man unter Mainboard Tools - CPU Tests findet:

Tools, welche die CPU auf Fehler prüfen und bis ans Maximum auslasten
Tools, welche die CPU auf Fehler prüfen und bis ans Maximum auslasten

Nachdem StressCPU gestartet wurde, beginnt dieses sofort mit den Berechnungen. Die Ergebnisse dürfen keinen Error vorweisen, wie man es in folgendem Screenshot sehr gut sehen kann:

stresscpu ohne Fehler

Weitere Vorgehensweise / Wenn der PC gar nicht startet

Wenn der Fehler weiterhin nicht eindeutig zugeordnet werden kann oder der PC erst gar nicht startet, sollte man die Stromversorgung genauer in Betracht ziehen. Ist das Netzteil leistungsstark genug? Ist das Netzteil eventuell defekt (ggf. ein anderes Netzteil einbauen)? Sind alle Stromanschlüsse auf Mainboard, Grafikkarte & Co. richtig gesteckt? Diese Punkte sollte man in diesem Fall genauesten prüfen.

Geheimtipp: in vielen Fällen hat es bereits geholfen, den PC über einige Minuten komplett stromlos zu machen oder einzelne Komponenten einmal aus- und wieder einzubauen. Im schlimmsten Fall baut man die gesamte Hardware aus dem Gehäuse aus, um sie anschließend wieder einzubauen. Manchmal verursacht eine bestimmte Konstellation einen Kurzschluss, der dadurch behoben werden kann.

Zu guter letzt: Support im PCE-Forum.de

Bevor man den Mut verliert und den PC in den Müll wirft, hat man natürlich die Möglichkeit, Hilfe im Forum www.pce-forum.de zu erhalten!