Infos zur Radeon X800: Bilder, Benchmarks, Technische Daten

Radeon X800 Und wieder einmal liefern sich ATI und Nvidia ein Kopf-an-Kopf-Rennen, wobei sich beide Grafikkartenhersteller mit bahnbrechenden Leistungsrekorden versuchen  gegenseitig zu übertrumpfen. Kurz nachdem Nvidia die neue NV-4x Architektur in Form des Geforce 6800 Ultra auf den Markt gebracht hat, zaubern die ATI-Ingenieuren ebenfalls einen neuen Pixelzauberer hervor.

Radeon X800 heißt das neue Flagschiff von ATI, welches den Radeon 9800 ablöst. "X" steht hier für die römische Ziffer 10, was aber nicht heißt, dass die Radeon X800 nun DirectX 10 unterstütze. Wie bei den Radeon 9000 und 9200 Grafikkarten stimmt bei der Radeon X800 also die Bezeichnung für die DirectX-Version nicht.

Eine wirkliche Neuentwicklung ist die Radeon X800 nicht, was wir in Folgendem dieses Artikels sehen werden. Daraus folgt aber nicht, dass die Radeon X800 leistungsmäßig nicht dazu gewonnen hätte. Im Gegenteil: ATI hat den Radeon 9800-Chip bis ans Maximum ausgereizt und mit einigen neuen Features ausgestattet, so dass die Radeon X800 deutlich schneller als beispielsweise die Radeon 9800 XT ist. Die ATI-Verantwortlichen sprechen von einem teilweise doppelt so großen Leistungspotential wie die Radeon 9800 XT.

Technische Erneuerungen

Aus technologischer Sicht fällt der Fortschritt beim R420-Grafikprozessor eher klein aus. Statt wie NVIDIA auf neue DirectX-Features wie Shader Model 3.0 zu setzen, hat ATI die bekannte R3xx-Architektur weiter optimiert, verbessert und skaliert. Das Rezept dazu lautet: Mehr Vertex Shader und Detailverbesserungen bei Pixel Shader, Speicherkontroller und FSAA. Wirklich neues gibt es nur in Form komprimierter Normal Maps, genannt 3Dc.

Radeon X800

Anfangs wird es zwei Modelle in Form der Radeon X800 XT und einer etwas langsameren Radeon X800 Pro geben. Beide Modelle unterscheiden sich sowohl in den Taktraten als auch in der Architektur des Chips. Aller Vorrausicht nach werden diese beiden Modelle nicht die einzigen der X800-Serie sein, denn aus dem Produktnamen "Radeon X800 XT Platinum Edition" lässt sich schließen, dass es noch weitere Varianten der Radeon X800 XT geben wird.

Wirklich erstaunend sind die Anzahl der Pixelpipelines: müssen sich aktuelle Grafikkarten größtenteils noch mit 4 ( bsp. Radeon 9600, FX 5700) oder 8 (bsp. Radeon 9800, FX 5950) Pixelpipelines begnügen, so besitzt die X800 Pro 12 und die X800 XT sogar 16 Pixelpipelines! Jeder Hardware-Interessierte weiß, dass die Anzahl der Pixelpipelines ein wesentlicher Faktor für die Leistungsfähigkeit einer Grafikkarte darstellt. Mit 16 Pixelpipelines verfügt die X800 XT über eine sehr komplexe Chiparchitektur, was man auch an der Anzahl der Transistoren sieht. Zwar kommt die Radeon X800 mit ca. 160 Mio. Transistoren nicht an die Komplexität einer Geforce FX 6800 heran, für ATI-Verhältnisse sind dies aber schon sehr viel.

Gefertigt wird der Radeon X800 Chip bei TSMC in dem bereits von der Radeon 9600 XT bekannten 130 Nanometer "Low-K"-Verfahren. Somit kann ATI den Chip auf 520 MHz bei der X800 XT und 475 MHz bei bei X800 Pro takten. Aufgrund des Low-K-Verfahrens soll die Grafikkarte auch nicht so viel Strom verbrauchen wie beispielsweise die Geforce FX 6800. Trotzdem benötigt die Radeon X800 eine externe Stromzufuhr.

DirectX 9b gegen DirectX 9c

Mit Einführung der neuen Grafikkarten-Generationen (ATI: X700, X800; Nvidia: Geforce 6600, 6800) gehen beide großen Grafikkartenhersteller einen unterschiedlichen Weg. In den Radeon 9500 bis 9800-Karten hatte ATI eine deutlich bessere Shader-Einheit implementiert als Nvidia und konnte somit stets die Konkurrenz in den Schatten stellen. Nvidia versuchte diesen Nachteil durch hohe Taktraten zu kompensieren, was in den "Mini-Schreibtisch-Flugzeugturbinen" endete, sprich die Grafikkartenlüfter waren immens laut.

ATI hatte es geschafft, bei Microsoft durchzusetzen, dass für DirectX9-Pixelshader ein Floatingpoint-Format mit nur 24 Bit ausreicht (statt 32 Bit wie ursprünglich von Microsoft gewünscht). nVidia schielte mit CineFX bereits auf Shader 3.0, doch hier blieb man in Redmond hart: Ohne "dynamic branching" im Pixelshader kein 3.0, so dass sich nVidia vorerst mit Version 2.X, Profil 2_A zufriedengeben musste.

Somit waren die Nvidia-Karte nicht auf DirectX 9b optimiert, was sich negativ in Benchmarks und 3D-Spielen ausspielte. Kein 3D-Spiel bzw. Benchmark benutzte Shader 3.0. Mit der neuen Kartengeneration setzt ATI anders als Nvidia weiterhin auf Shader-Version 2.0, wodurch man sich Entwicklungskosten sparen konnte, denn man optimierte lediglich die Vorgängerversionen. Nvidia hingegen setzt voll auf Shader 3.0. Da es aber auch in absehbarer Zeit (Stand 09.2004) kein Spiel geben wird und die Zyklen der Neuerscheinungen von Grafikkarten immer kürzer werden, zweifeln viele, ob dies der richtige Weg sei.

  Radeon X800 Pro Radeon X800 XT
Chiptakt: 475 Mhz 520 Mhz
Speichertakt:  900 Mhz (DDR) 1120 Mhz (DDR)
Pixelpipelines 12 16
Vertex-Shader 6 6
Speicherinterface 256 Bit 256 Bit
Transistoren 160 Mio 160 Mio
Speicher DDR3 DDR3

Selbstverständlich wird auf der X800 der neue DDR3-Speicher verbaut, was ein weiterer Faktor für das neue Leistungspotential ist. In aktuellen 3D-Spielen ist in der Regel aufgrund der hohen Polygonenanzahl und der vielen Texturen der Speicherdurchsatz der eigentliche Flaschenhals, der für die Leistungseinbrüche bei hohen Auflösungen, Details oder Qualitätsstufen sorgt. Die Speicherindustrie konnte bis heute nicht so richtig für schnelle und leistungsfähige Speicherbausteine sorgen, die den hohen Anforderungen der modernen 3D-Spielen genügen. Mit dem DDR3-Speicher sind nun deutlich höhere Taktraten möglich, was den Speicherdurchsatz der Grafikkarten deutlich steigert. Somit können die X800-Karten ohne Probleme über die 1 Ghz-Grenze (DDR) getaktet werden, was mit herkömmlichen DDR-Speicher nur mit aufwendigen Kühlmethoden möglich wäre.

Radeon X800

Immer detailreicher: Hier ein Ausschnitt aus der neuen ATI-Demo

Die ATI Radeon 9800-Karten glänzten durch eine sehr gute Shader-Performance. Auch dieses Mal hat sich ATI darauf besonnen und verpasst der X800 insgesamt 6 Vertex-Shader-Einheiten. Immerhin 2 Einheiten mehr als beim Radeon 9800 XT. Auch die PixelShader-Einheiten wurden in einigen Details verbessert. Wie bisher unterstützt der X800 nur DirectX 9.0, also Shader Model 2.0. Zudem ist die Fließkomma-Präzision pro Farbkomponente weiterhin auf 24 Bit begrenzt. Auf dem Papier also ein klarer Nachteil gegenüber NVIDIAs Konkurrenzprodukt GeForce 6800, die mit 32-Bit-Präzision und DirectX-9.0c-Unterstützung (ShaderModel 3.0) glänzt.

Neu beim Radeon X800 ist die 3dc-Kompression, ein weiteres Verfahren, um Normal-Maps verlustfrei zu komprimieren. Durch das Komprimieren können große Datenmengen, im Fall von 3dc sind das Normal-Maps, verkleinert werden, was den Datendurchsatz erhöht. So können Programmierer bei gleicher Performance detailliertere Maps benutzen, ohne dass die Leistung drastisch einbricht.

Technischer Überblick

Radeon X800

     

  • ATI Radeon X800
  • Erschienen im Mai 2004
  • Codename R420
  • Transistoren: 160 Mio
  • Modelle: X800 Pro und X800 XT
  • Chiptakt: 475 (Pro) und 520 (XT)
  • Speichertakt: 950(Pro) und 1120(XT)
  • Pixelpipelines: 12 (Pro) und 16 (XT)
  • Vertex-Shader: 6
  • Shader-Version: 2.0
  • Direct X Version: 9
  • Speicherinterface: 256 Bit
  •  

Benchmark

Far Cry V1.1 Very High 1024x786x32 4xFSAA 8xAF

Radeon X800 XT  
 

 72,4

Geforce 6800 Ultra  
 

 44,0

Radeon 9800 XT  
 

 34,8

Geforce FX 5950 Ultra  
 

 29,6

Far Cry ist ein aktueller, sehr aufwendiger 3D-Shooter, bei Mainstream-Karten wie eine Radeon 9600 bereits Probleme bekommen. Selbst bei eingeschaltetem 4x FSAA und 8x AF kann die Radeon x800 XT ohne Probleme eine durchschnittliche Framerate von 72 FPS erreichen. Dabei ist sie fast doppelt so schnell wie die Geforce 6800 Ultra, eine derbe Niederlage für Nvidia.

Far Cry V1.1 Very High 1600x1200x32 4xFSAA 8xAF

Radeon X800 XT  
 

 41,0

Geforce 6800 Ultra  
 

 23,3

Radeon 9800 XT  
 

 16,9

Geforce FX 5950 Ultra  
 

 14,7

Das gleiche Spiel bei gleichen Einstellungen nur in einer 1600x1200er Auflösung spiegelt das Ergebnis aus dem ersten Benchmark wieder. Mit der Radeon X800 ist ein flüssiges Spielen noch möglich, wobei man bei den anderen Testkandidaten nur noch von einer Dia-Show reden kann.

Aquamark 1024x786x32 4xFSAA 8xAF

Radeon X800 XT  
 

 53,1

Geforce 6800 Ultra  
 

 48,9

Radeon 9800 XT  
 

 36,8

Geforce FX 5950 Ultra  
 

 34,4

Im Aquamark 3 ist der Abstand nicht mehr ganz so groß wie in FarCry, trotzdem liegt die Radeon X800 vor der Geforce 6800. Die "ex"-High-End-Karten können nicht mehr mithalten, was immer deutlicher wird.

Halo 1024x786x32 8xAF

Radeon X800 XT  
 

 49,3

Geforce 6800 Ultra  
 

 52,2

Radeon 9800 XT  
 

 46,6

Geforce FX 5950 Ultra  
 

 42,3

Im 3D-Shooter von Microsoft kann die Radeon X800 nicht ganz Ihre Stärken ausspielen und wird dieses Mal von der Geforce 6800 überholt. Alles in allem geht die Performance-Krone eindeutig an ATI!