Informationen und technische Details zum PowerVR Kyro 2

Bereits im Jahre 2001 war der Konkurrenzkampf der beiden Erzrivalen ATI und Nvidia bereit entfacht, wobei ATI noch lange nicht den Stellenwert hatte, wie man es heute kennt. Mit den Geforce 2 GTS und Geforce 2 MX-Modellen war die Wahl beim Kauf einer neuen Grafikkarte sehr klein, denn kaum ein Konkurrenzprodukt konnte mit der Leistung und dem Preis-Leistungs-Verhältnis mithalten. ATI hatte zwar mit der Radeon 7500 ein ebenbürtiges Produkt anzubieten, doch kam dieses Modell nie so richtig beim Käufer an und so war Nvidia zu dieser Zeit der unangefochtene König im 3D-Grafikkartenmarkt. Der Launch der Geforce 3 mit den neuen DirectX 8-Features bestätigte diese Vorherrschaft.

Trotzdem wagte sich zu dieser Zeit ein mutiger Dritthersteller namens PowerVR, den Grafikkartenmarkt etwas aufzumischen. Doch anstatt auf pure Rechenkraft, höhere Taktraten und noch komplexere Architekturen zu setzen, legte PowerVR auf eine intelligente Recheneinheit und Speicherverwaltung. Zwar waren Grafikchips in der Lage, komplexe 3D-Szenen zu rendern, doch die Speicherindustrie kam dem schnellen Fortschritt nicht richtig nach und so war in der Regel der Speicherdurchsatz der Flaschenhals in aufwendigen 3D-Spielen. Die Speicherindustrie konnte einfach keine Speicherbausteine liefern, die für hohe Taktraten ausgelegt waren.

Genau diesen Nachteil machte sich der Kyro 2-Chip zu nutze, denn dieser besaß die so genannte "Tiled Base Rendering Technologie". Diese hervorragende und zugleich sehr innovative Technologie ist merkwürdigerweise bis heute (Stand 3 Quartal 2004) in keinem anderen Grafikchip zum Einsatz gekommen ist. Dabei ist diese Technologie sehr klever und steigert die Leistungsfähigkeit einer Grafikkarte enorm.

Tiled Base Rendering - Was man nicht sieht, wird nicht gerendert

Das Prinzip des Tiled Base Rendering ist sehr schlicht und doch so wirksam. Der Kyro-2-Chip rendert nämlich nur die Gegenstände, Landschaften, etc, die man letztendlich auf dem Monitor sieht. Die Texturen, die hinter einem anderen Gegenstand liegen, werden schlicht vom Kyro-2-Chip ignoriert. Der Kyro-2-Chip analysiert also zuerst, welche Texturen sichtbar sind und beginnt erst dann mit dem Rendern der Grafikszene, wobei er die versteckten Texturen einfach weglässt. Jeder wird sich jetzt denken: "Ist doch logisch, warum soll man in einer Grafikszene auch die Texturen rendern, die man gar nicht sieht?". Diesen Gedanken kann man ohne Weiteres bestätigen, trotzdem war der Kyro-Chip der einzige Chip, der diese Technologie eingesetzt hat.

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Die Kyro-2 rendert nur die Texturen,
die auch wirklich sichtbar sind.

In einem speziellen Benchmark, der auf die Kyro-2-Karten oprimiert wurde, zeigt sich die Überlegenheit der Tiled Based Rendering Engine. Die Optimierung besteht daraus, dass die Kamera durch ein kleines Dorf mit zahlreichen Dörfern fliegt. Dabei passiert es eben, dass sich sämtliche anderen Häuser hinter dem sichtbaren befinden und jede andere Karte natürlich die anderen Häuser rendert. Die Kyro-2-Karte zieht den Nutzen aus der Tiled Base Rendering Engine und berechnet nur wirklich nur die Häuser, die der Anwender auch wirklich sieht. So konnte die Kyro-2 selbst gegen eine Monster-Karte wie die Geforce 3 bestehen und diese sogar deutlich abhängen!

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So kann die Kyro-2 selbst eine
Geforce 3 abhängen!.

Technische Daten

Die nackten technischen Daten waren selbst zu dieser Zeit sehr unspektakulär. Mit 175 Mhz Chip. und 175 Mhz Speichertakt war der Kyro-2 alles andere als ein Mhz-Bolide. Eine Geforce 2 Ultra wurde hier bereits mit 250 Mhz Chip- und 460 Mhz Speichertakt betrieben. Man muss dazu sagen, dass die Geforce 2 bereits mit DDR-Speicher bestückt wurde und der reale Speichertakt dementsprechend 230 Mhz beträgt. Grafikkarten mit einem Kyro-2-Chip wurden mit 64 MB SDRAM bestückt, was bereits zu dieser Zeit veraltet war.


Hercules 3D Prophet 4500 mit Kyro 2 Chip

Auch die Architektur war nicht so komplex wie die der Geforce 2. Der Kyro-2 besteht aus insgesamt 15 Millionen Transistoren, die in der 0,15µm-Technologie hergestellt wurden. Im Vergleich dazu besteht der Geforce 2 aus 27 Millionen Transistoren, also fast doppelt so viele wie der Kyro 2. Eine Geforce 3 kann hier mal locker 57 Millionen Transistoren vorweisen!


Rückseite der Kyro 2

Ziemlich sparsam war man bei den Pixelpipelines, denn die Kyro-2 besitzt gerade einmal 2 Stück davon. Dies macht zwar die Produktion deutlich günstiger, bremst den Grafikchip aber auch spürsam aus. Zu dieser Zeit hatten alle modernen Grafikkarten 4 Pixelpipelines. Zumindest hat man bei der Kyro-2 nicht noch beim Speicherinterface gespart. Dieser ist wie bei den anderen Grafikkarten ein 128 Bit-Interface. Doch man sollte auch nicht vergessen, dass PowerVR mit dem Kyro-2-Chip kein High-End-Chip auf den Markt brachte, sondern eher einen Chip, der wenig kostet und trotzdem viel leistet. So bezahlt man für diese Grafikkarten nur ca. 200 bis 300 DM.

Technische Übersicht

     

  • Kyro 2
  • Erschienen 2001
  • Codename STG 4500
  • Transistoren: 15 Mio
  • Modelle: Kyro 2
  • Chiptakt: 175 Mhz
  • Speichertakt: 175
  • Speicher: 64 MB SDRAM
  • Pixelpipelines: 2
  • Direct X Version: 7
  • Speicherinterface: 128 Bit
  • Herstellung: 0,15µm
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Fazit

Die Kyro-2 war ein innovativer, günstiger und zugleich leistungsfähiger Grafikchip. Leider konnte sich dieser Grafikchip nicht gegenüber der Geforce 2 behaupten, weil diese Karten einfach ein zu guten Ruf hatten. Jeder, der sich zu dieser Zeit eine neue Grafikkarte kaufte, wollte ungebedingt eine Geforce haben und so hatte es die Kyro 2 sehr schwer. Hinzu kam, das man den hart umkämpften Mainstream-Markt erobern wollte, wo die Geforce 2 MX sehr erfolgreich war. So blieben die Kyro-2-Karten ein Insider-Tip und bis heute (2004) hat man weder von dem Hersteller PowerVR noch von einem Kyro-3 etwas gehört. Somit kann man letztendlich sagen, dass dies ein weiteres Beispiel dafür ist, dass der Versuch eines Drittanbieters neben Nvidia und ATI, in den 3D-Grafikkartenmarkt einzusteigen, gescheitert ist.