ATI Radeon
Die Firma ATI war bis zu diesem Zeitpunkt ein Garant für Zuverlässigkeit, Kundensupport, Qualität und Lieferbarkeit seiner Produkte. Dies erfreute zwar die OEM-Hersteller, welche Grafikkarten aus dem Hause ATI in Arbeitsrechner verbauten, doch war ATI für 3D-Spieler eher zweite Wahl. ATI versuchte zwar mit dem Rage 128 die Spielerherzen auf seine Seite zu bringen, doch im Gegensatz zum TNT 2 und VooDoo 3 konnte sich der Rage 128 nie so richtig behaupten. Doch dies sollte sich mit der Einführung des Radeon schlagartig ändern.
Der Radeon-Chip war der erste ATI-Grafikchip mit einer integrierten Transform & Lightning-Engine, welche vor allem Schatten- und Licht-Berechnungen übernimmt, welche normalerweise die Aufgabe der CPU war. So kann die Rechenkraft der CPU für andere Operationen genutzt werden. Nvidia hatte erstmals mit dem ersten Geforce diese T&L-Einheit eingeführt. Daher ist der erste Radeon-Chip auch unter dem Namen "Radeon 256", angelehnt an Nvidia's Geforce 256. ATI genügte aber dieses Feature nicht aus, den es sorgt "nur" für eine Leistungssteigerung, aber die Grafikqualität bleibt die gleiche. Und da setzt der Radeon neue Maßstäbe im Vergleich zu seinem Hauptkonkurrenten, dem Geforce 2 GTS von Nvidia.
Neue Grafikfeatures
Neben der verbesserten Leistungsfähigkeit führte ATI neue Grafikfeatures ein, welche neue realistischere 3D-Animationen ermöglichten. So hatte ATI eine Möglichkeit gefunden, wie man z.B. Gesichtsanimationen realistisch darstellen konnte. Beim so genannten "Vertex Morphing", oder auch unter dem Begriff "KeyFrameInterpolation" bekannt, werden zwei Bilder benötigt, aus welchen dann anschließend die Zwischenschritte bzw. -Frames errechnet werden.
Anhand dieses Beispiel lässt sich das Feature "Vertex Morphing" sehr gut erklären: Es werden zwei Frames (Bilder) benötigt, was in diesem Beispiel das lächelnde und das grimmige Gesicht sind. Der Radeon ist nun in der Lage, diese Zwischensequenzen von glücklich nach grimmig zu berechnen, welches realistische Gesichtsanimationen ermöglicht.
Neben dem "Vertex Morphing" führte ATI auch das "Vertex Skinning" ein, welches z.B. für bewegte Charaktere wie Tiere, Monster oder Spieler brauchbar ist. Man konnte auch schon vor dem Radeon diese 3D-Szenen darstellen, doch störte bei genauerem Betrachten ein lästiger Grafikfehler: Vor allem an den Gelenken wurden die Texturen immer verzerrt, sobald sich das Objekt bewegte.
Mit dem "Vertex Skinning" wurde diesem Problem Abhilfe geschaffen, so dass diese Bildfehler, wie man sie eigentlich gar nicht nennen darf, fast verschwinden.
ATI's Radeon unterstützte alle damals gängigen Bump Mapping Technologien. Neben dem einfachen Emboss wurde das von Nvidia propagierte komplexe DOT3 BM ebenso unterstützt wie das von MATROX eingeführte Environmental BM. Zusätzlich wurden Projective Textures, also eine Art Filmprojektor, der eine Textur auf eine Fläche wirft. Der Vorteil dieser Technik ist das sich diese Textur auf vorbeibewegende Objekte wirft. Weitere Mapping Techniken waren das vom Geforce bekannte Cube Environmental Mapping, Spehercial Environment Mapping und Dual Paraboloid Environment Mapping - abgeschlossen von Shadow Mapping und Range-Based Fog.
Ein weiteres Feature sollte dem Radeon helfen, Speicherengpässe in aufwendigen 3D-Szenen zu vermeiden. Mit der HyperZ-Technologie werden nun nicht mehr alle Texturen berechnet, sondern nur die vom Betrachter sichtbaren. Die Texturen, die hinter anderen verschwinden, werden nur noch zum Teil berechnet. Dieses Feature wurde dann vom Kyro II noch weiter verbessert.
Technische Daten
Der Radeon gleicht in einigen Features dem Geforce 2 GTS von Nvidia. So wird dieser ebenfalls in der 0,18µm-Technologie hergestellt. Außerdem besitzen beide Grafikchips ca. 25 Millionen Transistoren. Beide unterschieden sich aber in der Anzahl der Pixelpipelines und wie viele Texturen eine Pixelpipeline pro takt verarbeiten kann: Der Geforce 2 GTS hat vier Pixelpipelines, welche jeweils zwei Texturen pro Takt verarbeiten können. Der Radeon besitzt nur zwei solcher Pixelpipelines, welche aber gleich drei Texturen verarbeiten können. Welches der beiden nun endgültig die Nase vorn hat, ist von Spiel zu Spiel unterschiedlich. Entscheidend ist, ob Spieleprogrammierer auf Multitexturing setzen oder nicht.
Model | RADEON 64MB DDR VIVO | RADEON 32MB DDR | RADEON 32MB SDR |
Grafikchip | ATi Radeon | ATi Radeon | ATi Radeon |
Chiptakt | 183 MHz | 166 Mhz | 166 Mhz |
Speichertakt | 366 MHz | 333 Mhz | 166 Mhz |
Transistorzahl | 25 Millionen | 25 Millionen | 25 Millionen |
max. Leistungsaufnahme | 8 W (typisch 6 W) | ||
Fertigungsprozess | 0.18 Micron | 0.18 Micron | 0.18 Micron |
Speichermodule | 5.5 ns DDR SDRAM (Hyundai) | ||
Videospeicher | 64 MB DDRam | 32 MB DDRam | 32 MB SDRam |
RAMDAC | 350 MHz | 350 MHz | 350 MHz |
Mit Erscheinen des Radeon hat ATI drei Modelle veröffentlicht, um den neuen Grafikchip in verschiedenen Preisregionen anbieten zu können. So gibt es den ATI Radeon DDR VIVO, den Radeon DDR und den Radeon SDR, welche sich lediglich in den Taktraten und Art des Speichers und des Grafikchips unterscheiden.
ATI Radeon vs. Geforce 2 GTS
Hier der direkte Vergleich zwischen den damaligen Konkurrenten. ATI's Radeon, Nvidia's Geforce 2 GTS und die VooDoo 5 mit zwei Grafikprozessoren kämpften um die 3D-Krone.
| ATI RADEON 64MB DDR | Geforce 2 GTS 64MB DDR | 3dfx Voodoo 5 5500 64MB SDR |
Chipset | RADEON | GeForce 2 GTS | 2x VSA-100 |
T&L | YES | YES | NO |
Vertex Skinning | Up to 4 Matrices | Up to 2 Matrices | NO |
Vertex Morphing | YES | NO | NO |
Texture Units | 2 | 4 | 2 |
Number of Texture Units per pipeline | 3 | 2 | 1 |
3D Textures | YES | NO | NO |
Full Scene Anti-Aliasing (FSAA) | YES (D3D only at the moment) | YES | YES |
Bump mapping | -Embossed, -Dot Product 3 -Environment | -Embossed -Dot Product | -Embossed |
Environment Mapping | -Cubic Environment -Dual Paraboloid | -Cubic Environment | Not Supported |
DXTC | YES | YES | YES |
Shadow Mapping (priority buffer) | Accelerated with P-buffer hardware support | Software | Software |
Hyper Z technology | YES | NO | NO |
Motion Compensation (Hardware Accelerated) | Yes | Yes | NO |
IDCT (Hardware Accelerated) | Yes | NO | NO |
TV-OUT | Yes | Yes | NO |
Benchmarks
Als Testsystem diente ein Intel Pentium III 1000 Mhz, 128 MB SD-Ram PC133, ASUS P3B-F Mainboard und Windows 98 SE. Als Benchmark diente der 3D Mark 2000 von MadOnion.
Wie unschwer zu erkennen ist, kann der Radeon nicht mit den Geforce 2 GTS-Karten mithalten. Selbst die 32 MB-Version zieht dem Radeon locker davon. Die VooDoo 5 ist aufgrund der fehlenden T&L-Einheit völlig überfordert. Nur in 16 Bit Farbtiefe kann sie teils zum Radeon aufschließen. Die andere Frage natürlich ist, ob der Benchmark an sich nicht zu stark für Nvidia-Grafikkarten optimiert ist.