Anleitung zum Übertakten einer ATI Xpert 98

Benchmark-Tests aktueller PC-Hardware gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Wenn eine neue Grafikkarte auf den Markt kommt, stürzen sich alle bekannten PC-Zeitschriften auf das neue Produkt und testen dieses dann auf Herz und Nieren. Dies ist natürlich für den Privat-Nutzer sehr praktisch, da er alle Informationen über Leistung und Preis über aktuelle PC-Hardware erhält.

Viele Hardware-Seiten im Internet setzen diesem dann noch die Krönung auf. Sie übertakten die neu erschienene Hardware, um neue Performance-Rekorde zu erreichen. Ich schlage dort einmal einen anderen Weg ein und habe im folgendem Abschnitt mal ein etwas älteres PC-System auf die 3D-Preformance getestet.

Hardwarekonfiguration


Prozessor Intel Pentium 3 500 Mhz
FSB 100 Mhz
Arbeitsspeicher 256 MB SDRAM PC-133
Motherboard Asus P3V133
Grafikkarte ATI Xpert 98
Grafikspeicher 8 MB
Takt (GPU/Speicher) 36 Mhz / 48 Mhz
Festplatte 20 GB
Betriebssystem Windows 98 SE
DirectX-Version 6.1
Grafikkarten-Treiber Standard ATI-Treiber (auf CD)


Vorwort

Dieser Rechner ist schon ca. 2 Jahre alt (03/2000), aber ich kann mir vorstellen, das ähnliche PC-Systeme immer noch in deutschen Haushalten vorhanden sind. Der Prozessor ist ein Intel Pentium 3 mit 500 Mhz, welcher bei der Veröffentlichung als Innovation galt und heute noch häufig als Standard-Systemvorrausetzung publiziert wird. Zu bemerken ist, dass das System bereits mit 133 Mhz FSB getaktet wurde, von welchem auch der 256 MB große Arbeitsspeicher profitiert. Dieser ist nämlich PC-133 und für damalige Zeit das schnellste, was es auf dem Markt gab. Die Grafikkarte ist eine ATI Xpert 98 mit 8 MB Grafikspeicher. Diese Karte war zur damaligen Zeit zwar auch nicht mehr das neueste auf dem Grafikkartenmarkt, doch wurde gerade diese ATI-Karte in vielen Komplettsystemen eingebaut, da sie relativ günstig war. Der Takt der Grafikkarte ist mit den modernen Grafikkarten nicht mehr zu vergleichen. Der Grafikkartenprozessor wurde mit gerade mal 36 Mhz und der Speicher mit 48 Mhz getaktet, woraus man ohne weiteres schließen kann, dass diese ATI-Karte bei dem Benchmark nicht viele Punkte erhalten wird. Im Vergleich dazu wird eine Geforce 4 TI 4600 mit einem Chiptakt von 300 Mhz und einem Speichertakt von 650 Mhz betrieben.

Benchmark

Als Benchmarkplattform dient der erste Benchmark von MadOnion. 3D Mark 99 Pro wird heutzutage gar nicht mehr unterstützt und läuft nur Windows 95 und 98 Plattformen. Er testet die Grafikkarten unter Verwendung von DirectX 6.1 und konnte noch als relevanter Benchmark genannt werden, da er nicht wie seine Nachfolger 3D Mark 2000 und 3D Mark 2001 auf nVidia-Grafikkarten optimiert war und so Chancengleichheit aller Grafikkarten gewährte. Unser System wurde unter einer Auflösung von 800*600 in einer Farbtiefe von 16 Bit getestet.

Erster Test in der Standard-Taktung

Den ersten Test ließ ich in der Standard-Taktung der Grafikkarte durchlaufen. Die Befürchtungen, dass die geringe Auflösung von 800*600 bei einer Farbtiefe von 16 Bit die Grafikkarte nicht richtig ausreizen würden, wurden direkt beim ersten Game erloschen. Gerade mal durchschnittliche 14 Bilder in der Sekunde zauberte die Grafikkarte bei einem relativ simplen Arcade-Spiel auf den Monitor, wobei von einem flüssigen Durchlauf nicht die Rede sein konnte. Da wurde mir sofort klar, dass diese veraltete 3D-Grafikkarte heutzutage absolut überfordert wäre.

Nach dem Durchlauf des Benchmarks erreichte das System 1299 3D-Punkte und 7198 CPU-Punkte. Anhand dieser Werte kann man schließen, dass in diesem System eindeutig die Grafikkarte der Flaschenhals ist.

Übertakten der Grafikkarte

Der erste Test zeigte, dass ein flüssiger Durchlauf nicht möglich war. Daher entschied ich mich, die Grafikkarte zu übertakten und so das System an seine Grenzen zu bringen. Da die Grafikkarte generell mit einem niedrigen Takt betrieben wurde, war klar, dass man sie nicht sehr weit takten kann. Im ersten Schritt hob ich mit dem Tool "PowerStrip" den GPU-Takt um 4 Mhz auf 40 Mhz und den Speichertakt um 7 Mhz auf 55 Mhz an. Anschließend ließ ich den Test erneut durchlaufen und konnte eine leichte Verbesserung feststellen. Durchschnittlich war die Performance um 1 bis 2 Frames per Second verbessert, doch an einigen rechenintensiven Stellen ruckelte die Grafik immer noch. Durch die Übertaktung konnte die 3D-Punktezahl geringfügig um 83 Punkte auf 1382 Punkte gesteigert werden.



Nach diesem Test taktete ich nochmals den GPU-Takt um 3 MHz auf 43 Mhz. Den Speichertakt ließ ich vorerst noch auf 55 Mhz. Beim erneuten Durchlauf von 3D Mark 99 konnte ich erstmals einen ruckelfreien Durchlauf bemerken. Die durchschnittlichen Bilder pro Sekunde beliefen sich zwar immer noch unter der 20 F/ps-Marke, doch an den heiklen Stellen blieb ein Ruckeln aus. Die Steigerung des GPU-Takts brachte eine weitere Erhöhung der 3D-Leistung von 36 Punkten auf 1418.


Jede weitere Übertaktung endete leider mit Grafikfehlern bzw. das System stürzte ab. Daher war es nicht möglich, die GPU über 43 Mhz und den Grafikspeicher über 55 Mhz zu takten. Dies liegt sehr wahrscheinlich daran, dass die Grafikkarte nicht gekühlt wird. Sie besitzt weder Passiv- noch Aktivkühler.

Übertakten des Prozessors

Um auch nun die letzten Leistungsreserven aus dem Rechner zu holen, taktete ich zusätzlich den Prozessor auf 600 Mhz . Dazu nahm ich mir das Tool "CPU FSB" zur Hilfe und hob den FSB an. Das Ergebnis waren 1480 3D-Punkte und 8481 CPU-Punkte. Mehr war ohne Änderung an der Hardware nicht aus dem System herauszuholen.

Fazit

Kurz gesagt: Dieses System ist für heutige 3D-Spiele absolut überfordert. Wobei man sagen muss, dass die Grafikkarte der Flaschenhals ist. Denn ein Intel Pentium 3 mit 500 Mhz ist zwar auch schon älter, doch reicht dieser noch in Verbindung mit einer Grafikkarte mit Geforce-Chip für aktuelle Spiele aus. Man kann diese zwar nicht in der höchsten Auflösung spielen, doch eine 800*600 Auflösung sollte mit diesem System möglich sein. 256 MB PC-133 Arbeitsspeicher stellen immer noch eine solide Basis dar.

Die ATI Xpert 98 lässt sich sehr gut übertakten. Wenn man bedenkt, dass diese Karte keine Kühler besitzt, lässt sich der Takt des  Grafikprozessor um 8% und des Speicher um 9% steigern. Wenn man der Karte nun noch eine Aktivkühlung verpasst, kann man sie noch weiter übertakten.

Auch das Installieren von DirectX 8.1 und des aktuellen ATI-Treiber bringt nur minimale Performancesteigerungen. Bei der Standardtaktung der Grafikkarte werden 1333 Punkte erreicht. Das entspricht einer Steigerung von 34 Punkten zu den ursprünglichen 1299 Punkten.

Alles in allem konnte man die 3D-Leistung von 1299 auf 1480 Punkte und die CPU-Leistung von 7189 auf 8481 Punkte steigern. Man darf aber nicht vergessen, dass dieser Test unter Verwendung des veralteten 3D Mark 99 Pro in der Auflösung 800*600*16 Bit durchgeführt wurde. Für heutige 3D-Games unakzeptabel.

Geschrieben am 15. Mai 2002 von TheWorldsGreatest