Alte Hardware für einfache Windows XP Aufgaben flott machen

Normalerweise wird dem Otto-Normal-Anwender gezeigt, wie er aus seiner aktuellen Hardware das Optimum herausholen kann. Dieser Artikel geht aber einen anderen Weg. Nach dem Motto "Wie mache ich meine alte PC-Kiste fit für aktuelle Anwendungen?" wird Schritt für Schritt beschrieben, wie man das Windows XP-Betriebssystem auf seine grundlegenden Funktionen abspeckt, so dass man auch noch mit alter Hardware problemlos und schnell arbeiten kann.

Uralt-PC tunen

Wie kommt man denn überhaupt auf die Idee, seinen alten und ausgedienten PC zu reaktivieren? Die Antwort ist ganz einfach: Windows XP wurde zu Zeiten eingeführt, in der ein Standard-PC aus einer 500 MHz CPU, 128 MB Arbeitsspeicher, 32 MB Grafikkarte und einer 20 GB Festplatte bestand. Mit diesen PCs konnte man im Jahr 2001 problemlos arbeiten und warum sollte man ein ähnliches System heutzutage nicht für einfache Aufgaben verwenden können? Wer einen Rechner als Datei-Ablage, Musik-Jukebox oder einfachen Multimedia-PC einsetzen möchte, der benötigt nicht zwingend aktuelle Hardware.

Viele werden es nicht glauben, aber seit Einführung des Betriebssystems haben die Microsoft-Entwickler tatsächlich Windows XP weiterentwickelt und mit neuen Funktionen erweitert. Da auch die Hardware-Industrie große Fortschritte gemacht hat, mussten die Entwickler sich weniger Gedanken über Ressourcen-sparende Funktionen machen, so dass eine frisch installiertes Windows XP einige Ressourcen in Anspruch nimmt, die nicht zwingend benötigt werden.

Ziel ist es nun, Windows XP auf die minimalen Bedürfnisse abzuspecken, Ressourcen-sparende Programme zu installieren und unnötige Programm-Starts im Hintergrund zu verhindern. Dann läuft auch Windows XP flüssig auf einem "Millenium-PC" aus dem Jahre 2000.

Die Hardware und dessen Einsatzzweck

Der hier eingesetzte "Millenium-PC" besteht aus einer Intel Pentium 3 750 MHz CPU, 256 MB SDRAM, ATI Rage 128 Pro und 18 GB Festplatte. Dies ist eine Konfiguration, wie sie so manch anderer in leicht veränderter Austattung in seinem Keller stehen hat. Der Rechner soll als Musik-Jukebox und einfacher Mediaplayer dienen, um die Gäste des Hauses mit Musik zu verwöhnen. Die Aufgaben werden sein, MP3's und Videos abzuspielen oder Bilder in einer Diashow zu präsentieren. Für diese Anforderungen ist selbst dieses alte System mehr als ausreichend.

Die

Der erste Systemstart ohne Tuning

Ohne Tuning zeigt uns ein Blick in den Taskmanager, dass die Auslagerungsdatei rund 110 MB groß ist. Im Hintergrund ist unter anderem der Automatische Update-Dienst und die Windows Firewall aktiv. Die bunte Windows-Oberfläche und die Fenster-Effekte sind zwar schön anzusehen, aber benötigen natürlich auch entsprechende Ressourcen. Das einfache Öffnen des Menüs oder des Explorers ist spürbar langsam und man merkt, dass die Hardware leicht überfordert ist. Es wird Zeit, Windows XP ein wenig abzuspecken.

Tuning 1 - Klassische Windows-Ansicht und Effekte ausschalten

Standardmäßig sind der Windows XP Style und die Fenster-Effekte aktiv, welche die Grafikkarte und den Prozessor unnötig belasten. Mit aktivierten Fenster-Effekten ist dieses System (bzw. die Grafikkarte) überfordert, was sich beispielsweise in einem Ruckeln beim Aufklappen des Startmenüs oder dem Verschieben von Fenstern bemerkbar macht. Aus diesem Grund sollte man auf alten PC-System die Ansicht auf "Klassisch" umstellen und die Effekte abschalten. Dazu einfach die Eigenschaften der Anzeige (Rechte Maustaste auf den Desktop, dann auf Eigenschaften) öffnen und wie folgt anpassen:


Windows Fenster-Effekte

Des Weiteren ist es auch empfehlenswert, aufwendige Desktop-Hintergrundbilder zu meiden. Am besten als Desktop-Hintergrund "Kein" auswählen.

Tuning 2 - Unnötige Programme und Dienste aus dem Autostart entfernen

Viele Programme nisten sich in den Autostart ein, nachdem diese installiert wurden. Das bedeutet, dass sie bei jedem Windows-Start automatisch gestartet werden, obwohl man sie vielleicht gar nicht immer benötigt. Somit werden Ressourcen verschwendet, die man an anderen Stellen dringend benötigt.

Manuelle Autostart-Einträge entfernen
Zuerst sollte man alle Einträge in "Start - Programme - Autostart" entfernen. Außerdem lohnt ein Blick in den allgemeinen Autostart-Ordner in "C:\Dokumente und Einstellungen\All Users\Startmenü\Programme\Autostart". Auch hier sollten alle Verknüpfungen gelöscht werden

msconfig: Autostart-Einträge aus Registry entfernen
Wer glaubt, dass durch das Löschen der Verknüpfungen in den Autostart-Verzeichnissen alle Autostarts entfernt seien, der liegt falsch. Die meisten Autostart-Einträge von Programmen erfolgen in der Registry, welche mit msconfig ausgelesen werden können. Dazu tippt man einfach den Befehl "msconfig" in die MS-Eingabeaufforderung oder in "Start - Ausführen" ein. Es öffnet sich nun ein Fenster namens Systemkonfigurationsprogramm, in der sich die Registerkarte "Systemstart" befindet. Hier werden nun alle Programme und Prozesse aufgelistet, die beim Windows-Start automatisch geladen werden. Die Aufgabe ist es nun, alle unnötigen Einträge zu deaktivieren. Man sollte aber nur die Einträge entfernen, bei denen man sich sicher ist. Optimalerweise sieht der Systemstart im Systemkonfigurationsprogramm folgendermaßen aus:

msconfig: Programme aus Autostart entfernen

msconfig: Dienste deaktivieren
Dienste werden in der Unix-Welt nicht ohne Grund Dämonen genannt. Dienste sind keine grafischen Programme, sondern Prozesse, die im Hintergrund ihre Dienste vollrichten und wie "Geister" Arbeiten erledigen. Ein bekannter Dienst unter Windows XP SP2 ist "Automatische Updates", welcher im Hintergrund regelmäßig nach neuen Updates sucht und ggf. den Anwender darüber informiert. Dienste verbrauchen auch Ressourcen, so dass man mit msconfig in der Registerkarte "Dienste" die nicht benötigten Dienste deaktivieren sollte. Aber Vorsicht! Die meisten Dienste sind Windows-Dienste, die dringend benötigt werden. Daher ist dieser Punkt nur für Fortgeschrittene geeignet. In diesem Artikel wurden folgende Dienste deaktiviert:

- Sicherheitscenter
- Automatische Updates
- Systemwiederherstellung
- Hilfe und Support
- Fehlerberichterstattung

Da der PC nicht an das Internet angeschlossen ist, wurden vor allem die Sicherheitsdienste deaktiviert.

Optimierter Autostart von Windows XP
So sollte es aussehen:
Optimierter Autostart von Windows XP

Tuning 3 - Simple Programme verwenden

"Schön, bunt und mit vielen Extras ausgestattet!". Oftmals sind das die Werte, die bei heutigen Programmen zählen. Das bedeutet aber auch, dass die Programme auch mehr Ressourcen verbrauchen. Aus diesem Grund lautet das Motto in diesem Artikel: "Back to the basics - Weniger ist mehr". Beispielsweise für das Abspielen von MP3s ist das altbekannte Winamp bestens geeignet, da es kein Ressourcenfresser wie manch anderes Programm ist.

MediaPlayer Classic: Kann alles, verbraucht nur wenig Ressourcen
MediaPlayer Classic:
Kann alles, verbraucht nur wenig Ressourcen

Damit man die zahlreichen Multimedia-Formate (MPEG2, MPEG4, DivX, usw.) abspielen kann, benötigt man die entsprechenden Codecs. Das K-Lite-Codec-Paket beinhaltet viele aktuelle Codecs, so dass man nahezu jedes Video abspielen kann. Außerdem wird der Media-Player-Classic installiert, der durch seine Einfachheit und geringen Ressourcenverbrauch besticht.

Tuning Ergebnis

Durch das Deaktivieren der Overflächen-Effekte wurde das Öffnen und Verschieben von Fenstern spürbar beschleunigt. Durch diesen einfachen Trick kann man selbst alte Grafikkarten dazu überreden, die 2D-Oberfläche flüssig darzustellen.

PC-Tuning - Ergebnis im Taskmanager
PC-Tuning - Ergebnis im Taskmanager

Interessanter aber ist die Tatsache, dass das Aufräumen des Autostarts und das Deaktivieren verschiedener Dienste dazu gefüht hat, dass der Arbeitsspeicher nur zum Teil belegt ist und genügend Platz für Programme hat. Die Auslagerungsdatei zeigt nach dem Windows-Start gerade einmal 72,4 MB an, was sehr wenig ist (Punkt 1). Wir erinnern uns: nach der frischen Installation betrug die Größe der Auslagerungsdatei noch rund 110 MB. Unter Punkt 3 sehen wir, dass von den 256 MB noch ca. 160 MB zur freien Verfügung stehen, so dass genügend Ressourcen für mehrere Programme vorhanden sind. Wichtig ist auch, dass der unter Punkt 4 angegebene insgesamte Speicher deutlich unter der Größe des Arbeitsspeichers liegt. Würde der Wert die Größe des Arbeitsspeichers überschreiten, ist der Arbeitssüeicher zu klein und müsste aufgerüstet werden.

Die Werte bei der Speicherverwaltung sind also im grünen Bereich. Das Sorgenkind scheint die Pentium III 750 MHz CPU zu sein, da die CPU-Auslastung allein im Windows-Betriebs zwischen 1-10% variiert. Ob die CPU für die Zwecke als Musik-Jukebox und Multimedia-Player geeignet ist, werden die folgenden Tests zeigen.

Der Live-Test

Der PC soll hauptsächlich Musik-MP3's abspielen. Aus diesem Grund ist die Performance von Winamp entscheidend. Hier stellt sich schnell heraus, dass selbst ein solch altes PC-System bei dieser Aufgabe nicht annähernd ins Schwitzen kommt. Die CPU-Auslastung übersteigt die 10%-Marke nur knapp.

Auslastung in Winamp

Anders sieht es beim Abspielen von Videos aus. Die Wiedergabe eines einfachen MPEG2-Films belastet die CPU zwischen 40% und 70%. Aber auch hier sind noch Ressourcen frei, so dass der Film ruckelfrei abgespielt werden kann. Fazit: Knapp, aber die Leistung reicht.

Auslastung bei MPEG2-Filmen
Auslastung bei MPEG2-Filmen

Fazit

Man sollte sich überlegen, ob man seinen alten PC wegwirft. Oftmals findet sich noch eine passende Einsatzmöglichkeit, wie beispielsweise in diesem Artikel als Musik-Jukebox. Mit einer vielleicht etwas älteren Office-Version könnte ein solcher PC auch als Office-Workstation dienen. Oder man nutzt einen ausgedienten PC als zentrale Dateiablage im Netzwerk. Es gibt sicherlich viele Einsatzmöglichkeiten, in denen nur wenig Ressourcen benötigt werden. Und hier kann man das Geld für einen neuen PC sparen. Ein weiterer Vorteil ist der geringe Stromverbrauch der alten PC-Systeme.