Pünktlich zum neuen Jahr 2006 hat ATI den Nachfolger der Radeon X1800 veröffentlicht, nämlich die Radeon X1900. Obwohl das Design der Radeon X1800 sehr erfolgreich war, musste sie sich dann doch gegen die Geforce 7800 GTX geschlagen geben, so dass die Performance-Krone an Nvidia übergeben wurde. Und wie das nun mal momentan im Grafikkarten-Markt ist, dauerte es nicht lange, bis ATI mit der Radeon X1900 ein neues Flagschiff veröffentlichte, welches sich die 3D-Krone zurückeroberte.
Insgesamt zwei Modelle mit unterschiedlichen Taktraten hat ATI auf dem Markt veröffentlicht, welche sich aber vorab gesagt in der Leistungsfähigkeit nur wenig unterscheiden.
Die Radeon X1900 basiert zum größten Teil auf der Technik des Vorgängers, was die logische Konsequenz daraus ist, dass die Radeon X1900 nur kurze Zeit später als die Radeon X1800 erschienen ist. Hier kann man nicht erwarten, dass die ATI-Ingenieure innerhalb kurzester Zeit eine komplett neue Grafikarchitektur bzw. neue, entscheidende Features entwickeln. Demzufolge kann man die Radeon X1900 getrost als Weiterentwicklung der Radeon X1800 ansehen.
Trotzdem basiert die Radeon X1900 nicht auf dem R520, sondern auf dem R580-Kern, der ebenfalls in der 0,09µm-Technologie hergestellt wird. Mit insgesamt 384 Millionen Transistoren besitzt der R580 ca. 64 Millionen Transistoren mehr als der Vorgänger, was die Aussage bekräftigt, dass es sich bei der Radeon X1900 um eine überarbeitete Version handelt.
Bei den Chip- und Speichertaktraten hat sich nicht viel verändert. Der Chip Radeon X1800 XT wurde mit 625 MHz und der Speicher mit 1500 MHz DDR getaktet. Bei den neuen Radeon X1900-Modellen sind die Taktraten nahezu identisch. Die Radeon X1900 XT besitzt mit 625 MHz denselben Chiptakt, die Radeon X1900 XTX wird mit 650 MHz etwas höher getaktet. Ein ähnliches Bild findet man bei den Speichertaktraten wieder, denn mit 1450 (XT) und 1550 (XTX) MHz DDR liegen die X1900-Modell knapp unter- und oberhalb des Speichertaktes der Radeon X1800 XT.
Das Speicherinterface ist ebenfalls nicht geändert worden, so dass insgesamt 256 "Bahnen" den Speicher an den Grafikchip anbinden. Ein 256 Bit Speicherinterface ist heutzutage ein Muss für jede High-End-Grafikkarte, so dass man dieses Feature eigentlich nicht ansprechen braucht. Auch die 8 Vertex-Shader-Einheiten sind nicht verändert worden.
Aber wo ist dann der Unterschied zwischen einer Radeon X1800 und X1900, wenn die Taktraten nahzu identisch sind? Die ATI-Entwickler haben sich dann doch etwas einfallen lassen und zeigen, dass man an der Arbeit auch produktiv sein kann :-) Die Anzahl der Pixel-Shader-Einheiten wurde von 16 auf sage und schreibe 48 erhöht. Gerade bei shaderlastigen 3D-Spielen ist die Leistungsfähigkeit der Shadereinheit enorm wichtig. Doch bei der Radeon X1900 handelt es sich nicht um 48 physikalische Pipelines, sondern um 16 vorhandene Pipelines, welche jeweils über 3 Shader-Einheiten verfügen. Diese werden zu insgesamt 48 "Arithmetic Logical Units", kurz ALU, zusammengefasst. Somit hat man die 16 Pixel-Shader-Pipelines zu 48 logischen Einheiten aufgebohrt, so dass die theoretische Leistung verdreifacht wurde.
Radeon X1800 XT | Radeon X1900 XT | Radeon X1900 XTX | Geforce 7800 GTX | |
Grafikchip | R520 | R580 | R580 | G70 |
Schnittstellte | PCIe | PCIe | PCIe | PCIe |
Fertigung | 90nm low-k | 90nm low-k | 90nm low-k | 110nm |
Transistoren | 320 Millionen | 384 Millionen | 384 Millionen | 302 Millionen |
Chiptakt | 625 MHz | 625 MHz | 650 MHz | 430 / 550 MHz |
Speichertakt | 1500 MHz DDR | 1450 MHz DDR | 1550 MHz DDR | 1200/1700 MHz DDR |
Pixel-Pipelines | 16 (4*4) | 16 (4*4) | 16 (4*4) | 24 (6*4) |
Vertexshader | 8 | 8 | 8 | 8 |
Pixelshader | 16 | 48 | 48 | 24 |
Speicherinterface | 256 Bit DDR | 256 Bit DDR | 256 Bit DDR | 256 Bit DDR |
Stromverbrauch IDLE/2D/3D | 31/53/104W | 28/46/109W | 29/50/121W | 29/52/95W |
Erschienen | Okt 2005 | Jan 2006 | Jan 2006 | Nov 2005 |
Wie die Vorgänger unterstützen auch die Radeon X1900-Modelle die Cross-Fire-Technik und können somit zu einem Rechen-Bundle zusammengefasst werden.
Ein wesentlicher Aspekt, der aufgrund der hohen Strompreise und vermehrt auftretenden Umweltkatastrophen immer mehr von Bedeutung ist, stellt der Stromverbrauch dar. Im Ruhezustand verbraucht die Radeon X1900 XTX bereits 29 Watt, was für eine Grafikkarte, der keine Berechnungen durchführt, schon enorm ist. In 2D-Anwendungen, also wenn einfache Programme wie Office-Anwendungen durchgeführt werden, steigert sich der Stromverbrauch bereits auf stolze 50 Watt. Unter Volllast in 3D-Spielen werden dann Verbrauchswerte bis zu 121 Watt gemessen, was den Gesamtverbrauch vieler Komplettsysteme darstellt.
An diesem Punkt sollte man sich überlegen, ob dieser hohe Stromverbrauch überhaupt noch vertretbar ist. Stromsparende Notebooks haben einen Gesamtverbrauch von teilweise 30 Watt, was ein Viertel des Verbrauchs einer Radeon X1900 XTX unter Volllast ist. Zum einen wird die Geldbörse, zum anderen die Umwelt belastet.
Im Action-3D-Shooter Call of Duty können sich die Radeon X1900-Modelle deutlich von der Geforce 7800 GTX absetzen. Hier machen sich die hinzugekommen Shader-Einheiten bemerkbar. Heimlicher Testsieger ist die Radeon X1900 XT, da sie nur unwesentlich langsamer als die Radeon X1900 XTX ist.
Die Geforce-Karten sind bei der Quake 4-Engine besonders stark, was sich auch in diesem Test wiederspiegelt. Die Geforce 7800 GTX kann die Radeon X1900-Modelle deutlich auf die Plätze zwei und drei verweisen.
Bei dem Rennspiel Need For Speed: Most Wanted zeigen die Radeon X1900-Modelle wieder die gewohnte Stärke.