IP-Adresse, Gateway, DNS-Server, Proxy, Internet

Viele Computeranwender scheuen sich davor, eine Linux-Distribution auf ihren PC zu installieren, weil die Konfiguration im Netzwerk zu schwer erscheint. Doch was man mit einem Windows-Client im Netzwerk erreichen kann, stellt mit einem Linux-System erst recht keine Probleme dar. Der Vorteil (für einige vielleicht als Nachteil gesehen) von Linux ist, dass man die Grundlagen eines Netzwerks verstehen sollte und man somit nicht blind auf diverse Assistenten vertraut, die einem ohne Netzwerkkenntnisse den Zugang zum Netz verschaffen soll. Erreicht man mit dem Assistenten nicht sein Ziel, so muss der Anwender durch Probieren und Experimentieren sein Glück versuchen. Letzendlich hat man mehr Zeit für das "Experiment" benötigt als wenn man sich einmal die Grundlagen angeeignet hat.

Für Anwender, die von Windows auf Linux umsteigen, kommt noch erschwerend hinzu, dass es in einigen Linux-Distributionen keine bequeme Eingabemaske wie unter Windows gibt (Eigenschaften des Internetprotokolls) bzw. sich die Masken in den einzelnen Distributionen unterscheiden.

Dieser Artikel soll die Grundlagen vermitteln, um einen Linux-PC mit dem Netzwerk und dem Internet zu verbinden. Auch Windows-Anwender können von diesem Artikel profitieren, denn die Begriffe IP-Adresse, Gateway, DNS-Server, Proxy-Server, etc. sind nicht jedem bekannt.

IP-Adresse, Gateway, DNS-Server und Proxy

Wer schon einmal seinen Rechner für ein lokales Netzwerk oder einen DSL-Router unter Windows konfiguriert hat, dem wird folgende Maske sicherlich bekannt sein:

In dieser Maske kann man in einem Windows-System viele Einstellungen für die Netzwerkkarte einstellen, die für den Betrieb in einem Netzwerk von Bedeutung sind.

Je nachdem welche Linux-Distribution man benutzt, gibt es entsprechende Eingabemasken wie beispielsweise in YAST unter Suse Linux. In dieser Anleitung wird aber beschrieben, wie man manuell die Einstellungen setzen kann, denn die Masken sind in der Regel lediglich ein Frontend für den Anwender, um das manuelle Editieren zu vermeiden. Außerdem gibt es bei Linux-Servern, bei denen auf eine grafische Oberfläche verzichtet wurde, keine Eingabemasken, so dass man auf die Kenntnisse des manuellen Editierens zurückgreifen muss.

IP-Adresse, Subnetzmaske

Ein Netzwerk ist bekanntlich ein Zusammenschluss mehrerer Rechner. Um jeden Rechner in einem Netzwerk eindeutig zu identifizieren, muss man jedem eine IP-Adresse zuweisen. Die IP-Adresse entspricht einer Hausnummer, um ein Haus in einer bestimmten Strasse ausfindig zu machen.

Bei der Wahl der IP-Adresse kann man nicht jede beliebige IP-Adresse nehmen, denn die IP-Adresse ist mitverantwortlich, in welchem Netzwerk man sich befindet. Hat ein Client die IP-Adresse 192.168. 1 .5, so wird er ohne weitere Maßnahmen den Rechner mit der IP-Adresse 192.168. 0 .6 NICHT finden, denn dieser befindet sich in einem anderen Netzwerk.

Man hat zwei Möglichkeiten, die IP-Adresse festzulegen: öffnet man die Konfigurationsdatei /etc/conf.d/net (beispiel Linux Gentoo, in anderen Distributionen könnte die Datei anders heißen. In diesem Fall muss man sich informieren, wo die Datei liegt bzw. die Eingabemaske benutzen), so findet man den Eintrag

  ### Dauerhaftes Festlegen der IP-Adresse###



bash-2.05b# nano /etc/conf.d/net

iface_eth0="192.168.1.99 broadcast 192.168.1.255 netmask 255.255.255.0"

Mit diesem Eintrag legt man fest, dass bei jedem Neustart des Systems bzw. der Netzwerkkarte die IP-Adresse, die zu suchenden Rechner (broadcast) und Subnetzmaske geladen werden.

Um während des Betriebs die IP-Adresse zu ändern, ohne das System neu zu starten, reichen folgende einfache Befehle:

   ### Ändern der Einstellungen per Befehl ###

ifconfig eth0 192.168.1.77 // IP-Adresse ändern

ifconfig eth0 broadcast 255.255.0.0 // Subnetzmaske ändern

Ein kurzer Hinweis zur Subnetzmaske: dieser Eintrag legt ebenfalls fest, in welchem Netzwerk sich der Rechner befindet. Aus diesem Grund sollte die Subnetzmaske auf allen Rechnern gleich sein.

Wenn man alle Einstellungen richtig gemacht hat, sollte man einen anderen Rechner im Netzwerk mit "ping " kontaktieren können.

Gateway - Zugang zum Internet

Ein Gateway hat allgemein gesagt die Aufgabe, zwei unterschiedliche Netzwerke miteinander zu verbinden. Vorhin wurde gesagt, dass der Rechner 192.168.0.5 den Rechner 192.168.1.6 nicht erreichen kann, weil beide nicht in demselben Netz sind. Mit einem Gateway bzw. Router kann man nun beide Netze miteinander verbinden, so dass sich beide Rechner erreichen können.

Doch was hat das mit dem Internet zu tun? Ganz einfach: das Internet ist nichts anderes als ein lokales Netzwerk, nur dass es wesentlich größer ist. Ein Router für den Internetzugang (beispielsweise das DSL-Modem) macht also nichts anderes, als den Zugang zum "großen" Netzwerk Internet herzustellen.

Über den (Internet-)Gateway bekommt man also den Zugang zum Internet. Aber es fehlt noch eine entscheidende Sache, denn die Namensauflösung wird noch nicht vollzogen. Man erreicht zwar jeden Rechner im Internet, beispielsweise die Webseite www.yahoo.de, aber man muss dazu die jeweilige IP-Adresse kennen. Diese könnte beispielsweise 69.132.67.189 lauten, also eine Adresse aus einem anderen Netzwerk. Damit das System weiß, welche IP-Adresse die Webseite www.yahoo.de hat, benötigt man einen DNS-Server, der die Namen in IP-Adressen auflöst.

Unter Linux hat man wieder zwei Möglichkeiten, den Gateway einzrichten. Einmal statisch in der Datei /etc/conf.d/net oder per Konsolen-Befehl:

   ### Statisches Festlegen des Gateways ###



nano /etc/conf.d/net

gateway="eth0/192.168.1.1"



### Festlegen per Konsohlen-Befehl

route add default gw 192.168.1.1

DNS-Server bzw. Nameserver

Menschen können sich besser Namen merken, Computer arbeiten aber effektiver mit Zahlen. Es wäre dem Menschen nicht zumutbar, in dem Webbrowser jedes Mal 69.132.67.189 einzutippen, um eine Webseite aufzurufen. Im Gegenzug ist macht es keinen Unterschied, ob er nun einen Namen (yahoo.de) oder eine IP-Adresse verarbeiten muss, nur ist letzteres schneller. Aus diesem Grund basieren Netzwerke auf IP-Adressen und um es dem Menschen einfacher zu machen, gibt es so genannte DNS-Server bzw. Nameserver, welche die Namen in IP-Adressen auflösen.

Die Namensauflösung ist nicht nur für das Internet, sondern auch für das lokale Netzwerk interessant, denn mit einem DNS-Server können Computernamen in dem privaten Netzwerk verarbeitet werden. Der DNS-Server hat einen entsprechenden Eintrag, wenn beispielsweise eine Anforderung nach "HEIKES_PC" kommt. Der DNS-Server kennt die IP-Adresse von "HEIKES_PC" und gibt diese entsprechend aus.

Für den Internet-Zugang gibt man in der Regel den DNS-Server des Providers ein. Man könnte aber auch einen x-beliebigen DNS-Server auf der Welt benutzen, was sich aber ggfs. negativ auf die Verbindungsgeschwindigkeit auswirkt. Würde man beispielsweise einen Server in China einstellen, so müsste die Anfrage erst bis nach China und anschließend zur angeforderten Seite geroutet werden.

Unter Linux wird der DNS-Server Nameserver genannt. Die Nameserver werden in der Datei /etc/resolv.conf eingetragen und es spielt keine Rolle, wie viele Nameserver angegeben wurden:

   ### Auszug aus der resolv.conf



nameserver 192.168.1.10

nameserver 192.168.1.11

Jetzt ist das System in der Lage, Namen und Internetadressen aufzulösen. Kommt eine Anfrage über HTTP (http://www.yahoo.de) oder man pingt eine Webseite an (ping www.yahoo.de), so liefert der Nameserver die richtige IP-Adresse, so dass die Webseite geladen wird.

Proxy-Server

Eine andere Möglichkeit, den Clients im Netzwerk den Internetzugang zu ermöglichen, ist die Installation eines Proxy-Servers. Ein Proxy-Server ist ein Rechner, der als Schnittstelle zwischen dem Client und der Internetverbindung steht. Der Proxy-Server muss also so konfiguriert werden, dass er die Daten für den Internet-Zugang (Gateway, DNS-Server, Modem, ISDN, etc) und die Regeln für die Clients hat.

Ein Proxy-Server stellt also nicht die Verbindung zum Internet her, sondern verarbeitet die Anfragen eines Clients im Netzwerk, holt die angeforderten Daten aus dem Internet und stellt sie dem Client zur Verfügung. Dabei kann ein Proxy-Server verschiedene Aufgaben übernehmen, beispielsweise neben dem HTTP-Protokoll auch FTP, SMTP, usw.

In einem Netzwerk mit einem Proxy-Server ist der jeweilige Client im Internet transparent, denn er hat keine direkte Verbindung mit dem Internet. Wenn beispielsweise eine Internet-Seite aufgerufen werden soll, so fordert der Client den Proxy-Server auf, die Seite herunterzuladen und dem Client zur Verfügung zu stellen. Nicht der Client, sondern der Proxy ruft die Seite auf. Hier zeigt sich auch der Vorteil von Proxy-Servern, denn man kann einen Proxy-Server so einstellen, dass häufig aufgerufene Seiten zwsichengespeichert und somit Datentraffic reduziert werden kann.

Mit folgenden Befehlen stellt man den Proxy-Server ein:

   ### Proxy-Server einrichten



export http_proxy="http://192.168.1.12:8080" //Proxy für HTTP

export ftp_proxy="ftp://192.168.1.12:8080" //Proxy für FTP