ECS 532 (Transmeta Efficion TM8600) @ Linux Gentoo - Review

In jeder Fachzeitschrift kann man heutzutage lesen, dass der Notebookmarkt kräftig wächst und mobile Arbeitsstationen in Form eines Notebooks sehr beliebt sind. Sich einfach mal bei schönem Wetter den kompletten Arbeitsplatz-Rechner unter den Arm klemmen und sich an einen schattigen Ort setzen, ist für einen überarbeiteten Netzwerkadministrator eine Wohltat und gelungene Abwechslung.

ECS Elitegroup 532 Notebook

Doch der Notebookmarkt ist groß und es gibt für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete entsprechende Produkte. Für den ambitionierten 3D-Spieler oder Hobby-Video-Director bieten Hersteller so genannte Desktop-Replacements, also relativ klobige, schwere und rechenstarke Systeme mit kurzen Akkulaufzeiten an. Für Anwender, denen Mobilität nicht genug sein kann, gibt es Subnotebooks mit sehr kleinen Formfaktor, was aber für das regelmä?ige Arbeiten auf Dauer nicht sinnvoll ist.Den Hauptmarkt im mobilen Segment stellen aber weiterhin die klassischen Notebooks dar. Doch auch hier gibt es gro?e Unterschiede und man sollte sich vor dem Kauf eines Notebooks im Klaren sein, für welche Einsatzgebiete das Notebook genutzt werden soll. Allgemein geht der Trend eher zu leistungsstarken als energiesparenden Systemen, was eigentlich nicht nachvollziehbar ist. Ein Notebook stellt doch eigentlich eine flexible, portable und stromsparende Arbeitsstation dar, was mit aktuellen High-End-Prozessoren aus dem Desktop-Markt definitiv nicht machbar ist. Wer keine 3D-Spiele spielt und keine aufwendige Videobearbeitung oder 3D-Rendering (CAD) macht, für den sind moderne Prozessoren völlig überdimensioniert.Das ECS 532 von Elitegroup geht gegen diesen Trend. Im Innern arbeitet ein sehr stromsparender Transmeta Efficion TM8600 Prozessor mit 1 Ghz Taktfrequenz, der sich je nach Anforderung automatisch auf 533 Mhz runtertaktet. Die Architektur dieses Prozessors ist so konzipiert, dass selbst unter Volllast die Verlustleistung nicht über 8 Watt steigt. Für heutige Prozessoren ein Musterwert, verbraucht doch beispielsweise ein Pentium 4 650 (3600) bis zu 115 Watt! Dies macht sich in der täglichen Arbeit positiv bemerkbar, denn der Lüfter springt bei normalen Anwendungen nur in den seltensten Fällen an, in der Regel sogar gar nicht. Selbst beim aufwendigen Kompilieren von Quellcode, wo die Hardware und vor allem der Prozessor bis auf das äußerste strapaziert werden, setzt der Prozessorlüfter teilweise aus.


Anmerkung: Für weitere Informationen zum Transmeta Efficion TM8600 einfach den entsprechenden Artikel in der Prozessor-Rubrik aufrufen.

Das Display mit einer Größe von 14,1" scheint für den ein oder anderen zu klein sein, aber ein kleines Display verbraucht auch weniger Strom. Außerdem reicht eine Auflösung von 1024x786 für die tägliche Arbeit aus. Wer höhere Ansprüche hat, der sollte sich entweder das ECS 532 mit einem 15"TFT besorgen oder das integrierte TV-Out bzw. VGA-Out nutzen, um den Desktop auf einen weiteren Monitor auszulagern. Die Festplatte stammt von Hitachi und ist mit 5.200 U/Min relativ schnell, da die meisten Notebook-Festplatten nur mit 4.200 drehen. Dafür ist die im ECS 532 eingebaute Festplatte vergeleichsweise laut. Je nachdem mit welche Austattung man das ECS 532 erwirbt hat man 256 oder 512 MB DDR-Speicher zur Verfügung. In der heutigen Zeit sind 256 MB zwar absolutes Minimum, aber 512 MB sind sinnvoller, da man Reserven hat.Grundsätzlich lässt sich zu dem ECS 532 sagen, dass es ein leichtes und leises Notebook ist. Die Akkulaufzeit beträgt knapp über drei Stunden, was für den kleinen Akku eine stolze Leistung ist. Leider ist die Performance, gerade die des Prozessors, nicht sonderlich stark, was sich aber im täglichen Einsatz so gut wie gar nicht bemerkbar macht (Wann wird denn schon mal bei der alltäglichen Arbeit der Prozessor auf 100% ausgilastet?). Setzt man anstatt Windows, was auf diesem Notebook aber sehr zügig lief, dann noch ein schlankes Linux-System auf, so ist dieses Problem gänzlich uninteressant.

Installation von Linux Gentoo

Die erste Frage, die ich mir gestellt habe, war: "Wie lange wird es dauern, um mit diesem schwachbrüstigen Prozessor die ganzen Pakete zu kompilieren?". Das besondere an der Distribution Gentoo nämlich ist, dass man Programme nicht normal installiert werden (also vorkompilierte "Binaries" in die entsprechende Verzeichnisse kopieren), sondern dass man den Quellcode eines Programms selbst kompiliert und ausführbare Dateien erstellt. So sind die Programme für das individuelle System optimiert und sollten bei richtiger Konfiguration des Compilers auch schneller laufen. Da das Kompilieren sehr rechenintensiv, zeitaufwendig und stark abhängig von der Leistung des Prozessors ist und da sehr große Projekte wie KDE schonmal 18 Stunden in Anspruch nehmen, hätte man damit rechnen, dass sich das Kompilieren doch zu einer längeren Aus-/Wartezeit entwickeln könnte. Doch der Efficion TM8600 überraschte, da kein wesentlicher Unterschied in den Kompilierungszeiten im Vergleich zu einem Celeron 2,0 Ghz oder Pentium 4-M 2,2 Ghz vermerkt werden konnte.Die Dokumentation für die Installation und Konfiguration von Gentoo Linux (www.gentoo.org) ist eine der besten, die es im World Wide Web gibt. Wer sich intensiver mit der Materie Linux auseinander setzen möchte, für den ist die Linux-Distribution Gentoo sehr geeignet, da man viele grundlegende Linux-Kenntnisse vermittelt bekommt. Es ist manchmal nicht einfach und man darf sich nicht entmutigen lassen, aber wenn man eifrig bei der Sache ist, lernt man viel dazu. Der Anfänger bzw. einfache Linux-Nutzer sollte aber vorerst zu einer Distribution wie Suse, Mandriva oder Fedora greifen.

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Editieren der make.conf

Nachdem man die Festplatten und Netzwerkeinstellungen konfiguriert hat, muss man die Datei /etc/make.conf editieren. Hier legt man unter anderem Einstellungen für den Compiler fest, die sehr wichtig für das spätere Kompilieren von Paketen und des Kernels sind. Leider gibt es keine vordefinierte CFlags für den Transmeta Efficion TM8600, so dass man die Optimierungen manuell eintragen kann. Da der Efficion TM8600 SSE, SSE2 und MMX unterstützt, sollte man diese auch auch in die make.conf eintragen. Hier die make.conf zum Download.

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Einrichten des Kernels (.config)

Nun ist der Grundstein gelegt und das System ist nun in der Lage, Quellcode architekturspezifisch zu kompilieren. Der wichtigste Schritt beim Aufsetzen des Kernels ist das "Backen eines neuen Kernels". In diesem Fall kommt der Kernel 2.6.11 zum Einsatz, da der 2.6er Kernel im Vergleich zum 2.4er viele nützliche Stromsparfeatures unterstützt, die für ein Notebook unverzichtbar sind. Nachdem man den Kernel in /usr/src/ entpackt und den Symlink per ln -s gesetzt hat, kann man mit make menuconfig den Kernel einrichten. Hier die Kernel-Konfiguration zum Download ( Wer möchte, kann die Konfiguration einfach als .config im /usr/src/linux abspeichern und benutzen).

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Konfiguration des X-Servers (xorg.conf)

Ein weiterer Stolperstein ist meistens die manuelle Konfiguration des X-Servers. Hier gab es auch Probleme mit der verbauten XGI XP5 Grafikkarte, da es zum einen keinen Treiber für Linux gibt und weder die VESA- noch die FBDEV-Treiber auf Anhieb funktionierten. Stellt man in der xorg.conf die Auflösung und Farbtiefe ein, so wird die grafische Oberfläche total falsch dargestellt. Das Problem löst man, indem man in der xorg.conf keine Werte für die Auflösung und Farbtiefe definiert, sondern dies im Bootmanager erledigt. So trägt man beispielsweise in Grub folgendes ein:

video=vesafb:mtrr,ywrap,1024x786-24@60 . Dies veranlasst das System dazu, direkt beim booten diese Auflösung zu benutzen (Framebuffer muss konfiguriert sein!), und der X-Server übernimmt anschließend diese Einstellungen, aber auf diese Weise mit der korrekten Darstellung. Hier die xorg.conf zum Download.

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Fluxbox - Konfiguration

Diese drei Schritte sind mitunter die wichtigsten beim Aufbau eines Linux-Systems. Von nun an hat der Anwender freie Wahl, welche Pakete er installiert. Als nächster Punkt wäre die Wahl des WindowManagers. Ob man nun das ziemlich verbreitete und Windows XP ähnliche KDE bevorzugt, sich für das alternative GNOME entscheidet oder wie in diesem Fall das schlanke, aber feine Fluxbox einsetzt, ist eine Frage, die jeder Anwender für sich beantworten muss. KDE ist sicherlich der umfangreichste WindowManager, GNOME hat auch viele Vorteile in der Bedienung, aber beide WM`s sind sehr "aufgeblasen" und verbrauchen viele Ressourcen. Aus diesem Grund bevorzuge ich Fluxbox, da dies ein sehr schlanker WindowManager ist, aber in der Bedienung wirklich gut zu bedienen ist. Hier die Fluxbox-Konfigurations-Files zum Download.

Fluxbox Screenshot

Screenshot von Fluxbox - Klein, aber fein...


Die Compiler-Optionen sind definiert, der Kernel und X-Server eingerichtet und der WindowManager installiert: nun kann der individuellen Einrichtung des Systems nichts im Wege stehen. Hier eine Übersicht der wichtigsten Programme, die ich benutze:

Distribution: Linux Gentoo
Kernel: 2.6.11 (gentoo-sources)

Windowmanager: Fluxbox
Tool für Wallpaper: feh
Systeminfo: gkellm2

Dateimanager: xfe
Shell(Konsole): aterm
Editor: nano

Internet-Browser: Mozilla Firefox
E-Mail-Client: Mozilla Thunderbird
Chat/ICQ/MSN: gaim
Musicplayer: xmms
Musikbearbeitung: audacity
Videoplayer: xine
Brennprogramm: k3b

Office: OpenOffice
Bildbearbeitung: Gimp
Entwicklung: Bluefish
PDF-Viewer: xpdf
Bildbetrachter: gqview
Tool für Digi-Cam: gtkam

VNC-Viewer: tightvnc
FTP-Programm: gftp

Fazit

Das Arbeiten mit dem ECS 532 ist sehr angenehm, da es leise, leicht und schick ist. Die Leistung ist für einen High-End-Anwender nicht ausreichend, aber für alltägliche Aufgaben sind dem Anwender keine Grenzen gegeben.

Die Unterstützung für Linux ist gut, aber nicht optimal. Obwohl die Treiber für XGI-Grafikkarten mittlerweilen unter der OpenSource-Lizenz stehen, gibt es noch keine Treiber. Auch die VESA- bzw. FBDEV-Treiber lassen sich nur mithilfe eines Tricks zur korrekten Darstellung überreden. Alle anderen Konponenten funktioneren ohne Einschränkung.