Voodoo 4 und 5

Nach 14 Monatiger Abstinenz, in der Anhänger der Voodoo-Karten vergeblich auf den Nachfolger des Voodoo 3 warteten, erschienen im Mai 2000 die letzten Grafikkartenmodelle der Firma 3dfx, bevor diese Konkurs anmeldete und schließlich von Nvidia aufgekauft wurde. Doch es war kein sang- und klangloser Abgang. Im Gegenteil: Die Voodoo 4 und 5-Karten sorgten für neue Innovationen und eine starke Leistungsfähigkeit. Doch leider wurden sie zu spät veröffentlicht. Hätten die Händler die neuen Voodoo-Karten bereits zum alljährlichen Weihnachtsgeschäft in den Regalen stehen gehabt, wären sie sicherlich erfolgreicher gewesen. Da die Konkurrenz bekanntlich nie schläft musste man so gegen starke Konkurrenzprodukte wie Nvidia's Geforce 2 GTS ankämpfen. Doch diese verspätete Veröffentlichung passte zu der in der Vergangenheit schlechten Marketingstrategie von 3dfx. Und das Ende ist allen bekannt: Eine der populärsten Grafikkartenhersteller verschwand von der Bildfläche. Und somit auch die Voodoo-Karten.

Neuer Grafikchip. Codename: VSA-100

3dfx überarbeitete die komplette Grafikchiparchitektur der Vorgänger-Voodoo's und brachte mit dem VSA-100 einen innovativen und leistungsstarken Grafikchip auf dem Markt, der unter dem Codenamen VSA-100 (VSA = Voodoo Scalable Architecture) veröffentlicht wurde. Mit fast jeder Voodoo - Serie bot 3dfx dem Gamer neue und nützliche Features an. 3dfx lieferte den ersten schnellen 3D-Chip (Voodoo Graphics, 1996), den ersten Grafikchip mit Single Pass Multi-Texturing und angenähertem trilinearem Filtering (Voodoo 2, 1997) und perfektionierte später das 16bit-Rendering mit dem Voodoo Banshee und dem Voodoo 3. Als nächstes widmet sich 3dfx wieder einem zentralen Punkt bei der 3D - Beschleunigung. Kantenglättung gilt als eines der wichtigsten Elemente auf dem Weg zu fotorealistischer Grafik. Anstatt auf die billige Tour weiterhin die bekannten und bisher wenig praktikablen Anti Aliasing - Methoden zu nutzen, zog man alle Ingenieur-Register und entwickelte mit dem "T-Buffer"-Anti Aliasing eine völlig neue Methode, welche viele der bisher bekannten Probleme beseitigte. 

Die Chiparchitektur gegenüber seinen Vorgängern wurde um einiges verbessert. Er besteht aus ca. 23 Millionen Transistoren, welches eine enorme Erweiterung im Gegensatz zum Voodoo 3 ist, der gerade einmal 8,3 Millionen Transistoren besitzt. Dies lässt erahnen, dass der VSA-100 bei gleichem Takt um einiges effizienter arbeitet als der Voodoo 3. Verblüffend ist daher auch, dass obwohl 14 Monate verstrichen waren, die Voodoo 4 und 5-Karten mit 166 Mhz geringer getaktet wurden als der schnellste Voodoo 3 (183 Mhz).

Doch diese nackten Taktraten sagen bekanntlicherweise relativ wenig über die Performance einer Grafikkarte aus. Der VSA-100 trumpfte eben mit Hardware-Anti-Aliasing und mit einer zweiten Pixelpipeline auf, die auch ohne Erhöhung des Takts die Performance beschleunigen. Im Nachhinein lässt sich aber sagen, hätte 3dfx es geschafft, die Chiptechnologie von 0,25 auf 0,18 µm zu reduzieren, so wären höhere Taktraten möglich gewesen und die neuen Voodoo-Karten wären unschlagbar gewesen. Doch zu einer Zeit, wo der Endverbraucher noch relativ wenig über Anti-Aliasing wusste und die Leistungsfähigkeit der Grafikkarten generell noch zu schwach waren, FSAA bei einer Auflösung von 1024x768 einzuschalten, war dieses Features kein entscheidendes Kaufkriterium. Erst später wurde das Verlangen nach spielbaren Frameraten mit eingeschalteter Kantenglättung größer. Die Voodoo-Karten waren einfach zu früh.

Mit dem VSA-100 reanimierte 3dfx das alt bekannte SLI-Verfahren, mit dem es möglich war, zwei oder mehrere Voodoo-Karten parallel im Rechner betreiben zu können und somit mit doppelter Kraft 3D-Applikationen zu berechnen. Der VSA-100 unterstützte es, dass man bis zu 32 Grafikchips auf einem Grafikboard verbauen und parallel arbeiten lassen kann.

Voodoo 4 und Voodoo 5

Auf beiden Grafikkarten wird der gleiche neue Grafikchip VSA-100 verbaut. Auch die Taktraten von 166 Mhz sind identisch. Der Unterschied beider Grafikkarten liegt darin, dass auf der Voodoo 5 nicht nur einer, sondern gleich zwei Grafikchips verbaut sind, welche beide separat arbeiten. So schlägt in einer Voodoo 5 im Gegensatz zur kleineren Voodoo 4 ein Doppelherz.

Voodoo 5 5500 mit zwei Grafikprozessoren

Außerdem kann die Voodoo 5 einen 64 MB großen Grafikspeicher vorweisen, der doppelt so groß ist wie bei der Voodoo 4. Auch der Stromverbrauch ist enorm. Zusammen mit dem 2x32 MB 166 MHz Speicher (Single Data Rate - Typ) saugt der Voodoo 5 dann knapp 30 Watt Leistung aus der PC-internen Stromversorgung. Dank separatem Stromanschluss besteht allerdings kaum Gefahr für ein AGP - Burnout. 

Voodoo 4 4500 AGP und 4500 PCI
32MB RAM
337-367 Megapixel/s
32-bit
 
Voodoo 5 5500 AGP
64MB RAM
667-733 Megapixel/s
32-bit
T-Buffer Digital Cinematic Effects

Desweiteren unterstützen die neuen Voodoo-Karten jetzt auch 32 Bit Rendering. Hatten sich die Verantwortlichen von 3dfx doch vehement gegen dieses Feature gewehrt ("Man erkenne keinen unterschied zwischen 16 und 32 Bit. Die Zukunft liege in 16 Bit-Rendering!"), ergab man sich dem Druck des Endverbrauchers und integrierte dieses Feature in die neuen Voodoo-Karten. Doch noch immer wurde kein Bump-Mapping unterstützt.

Technische Informationen

  • Erschienen im Mai 2000
  • Codename: VSA-100
  • Transistoren: 28 Millionen
  • Technologie: 0,25 µm
  • Chiptakt: 166 Mhz
  • Grafikspeicher: 32 bis 128 MB
  • Speichertakt: 166 Mhz
  • Speicherbus: 128 Bit
  • API: DirectX 7
  • Betrieb bis zu 32 Grafikchips gleichzeitig auf einem

    Grafikboard


Werkseinstellung Mögliche Einstellung Maximale Einstellung
Chipsatz Chip RAM Chip RAM Chip RAM
3dfx Voodoo-1 50 Mhz 50 Mhz 57 Mhz 57 MHz 62 MHz 62 MHz
3dfx-Voodoo-2 90 MHz 90 MHz 93 MHz 93 MHz 95 MHz 95 MHz
3dfx Banshee 100 MHz 100 MHz 110 MHz 120 MHz 120 MHz 130 MHz
3dfx-Voodoo-3-2000 143 MHz 143 MHz 166 MHz 166 MHz 183 MHz 183 MHz
3dfx-Voodoo-3-3000 166 MHz 166 MHz 183 MHz 183 MHz 192 MHz 192 MHz
3dfx-Voodoo-3-3500 183 MHz 183 MHz 192 MHz 192 MHz 200 MHz 200 MHz
3dfx-Voodoo-4-4500 166 MHz 166 MHz 195 MHz 195 MHz 200 MHz 200 MHz
3dfx-Voodoo-5-5500 166 MHz 166 MHz 195 MHz 195 MHz 200 MHz 200 MHz
3dfx-Voodoo-6-6000 166 MHz 166 MHz 195 Mhz 195 Mhz 200 Mhz 200 Mhz

 

Benchmarks

Als Testplattform kamen ein Intel Pentium III 600 Mhz, 128 MB SD-Ram und Windows 98 zum Einsatz.

Quake III Arena 1024x768x16 Bit



Geforce 2 GTS  
 

 69

Voodoo 5 5500  
 

 56

Geforce 2 GTS 2xFSAA  
 

 18

Voodoo 5 5500 2xFSAA  
 

 35

Bei Quake III Arena wird sehr deutlich, was die Voodoo 5 unter eingeschaltetem Anti-Aliasing leisten kann. Kann die Geforce 2 GTS ohne Anti-Aliasing noch die Voodoo 5 5500 hinter sich lassen, so bricht sie bei zweifacher Kantenglättung in unspielbare Frameraten ein. Bei der Voodoo 5 5500 sieht das anders aus. Hier sind durchschnittliche 35 Frames immer noch flüssig spielbar.

Unreal Tournament 1024x768x16 Bit



Geforce 2 GTS  
 

 27

Voodoo 5 5500  
 

 31

Geforce 2 GTS 2xFSAA  
 

 21

Voodoo 5 5500 2xFSAA  
 

 29

Bei Unreal Tournament hat die Voodoo 5 5500 klar die Nase vorn. Sowohl ohne als auch mit eingeschaltetem Anti-Aliasing kann die Geforce 2 GTS nicht mithalten. Erstaunlich ist der kaum spürbare Einfall der Voodoo 5 5500 mit eingeschaltetem Anti-Aliasing. Es sind gerade einmal 2 Frames.

Voodoo 5 vs. Voodoo 4 vs. Voodoo 3

Descent 1024x768x16 Bit 

Voodoo 5 5500  
 

 141

Voodoo 4 4500  
 

 81

Voodoo 3 3000  
 

 72

Hier sieht man den enormen Leistungsschub der Voodoo 5 5500 gegenüber dem Vorgänger Voodoo 3. Die kleine Schwester Voodoo 4 4500 mit nur einem Grafikchip kann sich nicht so deutlich absetzen. Sie war ja auch als Low-Cost-Modell geplant.